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Gesundheit: Frau Professor

Als die Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese vor drei Jahren ihre Habilitation abschloss, war ihr klar: Nun wollte sie auf eine Professur berufen werden. „Aber ich hatte keine Ahnung von Karriereplanung“, sagt Wiese, die damals Wissenschaftliche Assistentin an der Humboldt-Universität war.

Als die Sprachwissenschaftlerin Heike Wiese vor drei Jahren ihre Habilitation abschloss, war ihr klar: Nun wollte sie auf eine Professur berufen werden. „Aber ich hatte keine Ahnung von Karriereplanung“, sagt Wiese, die damals Wissenschaftliche Assistentin an der Humboldt-Universität war. Und der Blick auf die Statistiken musste eher entmutigen: Weniger als 15 Prozent der Professuren in Deutschland sind mit Frauen besetzt.

Um das zu ändern, initiierten die Berliner Unis 2004 das Förderprogramm „Profil“ (Professionalisierung für Frauen in Forschung und Lehre), das den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen der Wissenschaft erhöhen soll. Mit Hilfe von Seminaren, Mentoren und „Networking“ wollte man „im Wettbewerb um die besten Köpfe das volle Potenzial ausschöpfen“, sagt Kurt Kutzler, Präsident der Technischen Universität. Die Linguistin Wiese wurde als eine von 36 promovierten Wissenschaftlerinnen in den ersten Förderjahrgang aufgenommen. 2005 und 2006 kamen über 70 Forscherinnen hinzu.

In diesem Februar endet nun die dreijährige Modellphase des Programms – mit einigen Erfolgsgeschichten. Von den Teilnehmerinnen erhielten bislang 18 einen Ruf. Viele weitere übernahmen zumindest eine Vertretungsprofessur, wurden habilitiert oder an außeruniversitären Forschungseinrichtungen angestellt. HU, TU und Freie Universität wollen daher das Programm bis 2010 verlängern.

Heike Wiese ist seit 2006 Professorin für Deutsche Gegenwartssprache an der Uni Potsdam. Das Programm, so die 40-Jährige, hätte ihr stark geholfen: „Das fängt schon bei scheinbar einfachen Fragen an. Ich wusste zum Beispiel nicht, wie das Anschreiben aussieht, wenn ich mich auf eine Professur bewerbe.“ Für eine wissenschaftliche Karriere genüge eben nicht nur die fachliche Kompetenz. Die Förderkurse oder die Gespräche mit Mentoren behandelten deshalb vorrangig die Spielregeln des Wissenschaftsbetriebes: Wie funktioniert ein Berufungsverfahren? Welche Auslandsaufenthalte und Tagungen sind in meinem Fach wichtig? Wie werbe ich Drittmittel ein? Dieses Wissen werde sonst zumeist im informellen Austausch universitärer Netzwerke weitergegeben, die traditionell männlich geprägt seien. Hans Jürgen Prömel, HU-Vizepräsident, sieht das Ziel darin, „die alten Meister-Lehrling-Verhältnisse in der Promotion aufzubrechen“.

Überdies soll die Förderung Wissenschaftlerinnen mehr Selbstvertrauen verleihen. Heike Wiese absolvierte ihr Berufungsverfahren als Hochschwangere. Wie sie die Bedenken der Kommission ausräumt, konnte sie zuvor durchspielen. Dadurch sei sie sicherer aufgetreten. Zudem werde die Förderung an den Unis als „ein Exzellenzprogramm gesehen“, das helfe so bei der Bewerbung. In den kommenden drei Jahren sollen wieder mehr als 100 Wissenschaftlerinnen ausgewählt werden.

Informationen im Internet:

www.profil-programm.de

Tina Rohowski

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