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Gesundheit: Gefahr, die in der Luft liegt

Ozon und Schadstoffe in Europa überschreiten oft EU-Grenzwerte

Die Belastung durch Luftschadstoffe hat in Europa in den letzten Jahren zugenommen. Besonders die Konzentrationen von Ozon und Kleinst-Partikeln überschreiten immer häufiger die EU-Grenzwerte. Das ist das Ergebnis des europäischen Forschungsprogramms „Eurotrac-2“, das Wissenschaftler dieser Woche auf einer Tagung in Berlin vorstellten. Mehr als 300 Forscher aus 30 Ländern waren an dem sechsjährigen Projekt beteiligt, in dem die Entstehung, Ausbreitung und Wirkung von Luftschadstoffen in der Troposphäre, der untersten Schicht der Atmosphäre, untersucht wurden.

Problem Ozon: Der Sommersmog hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Sonnenstrahlung und Autoabgase führen in Städten kurzfristig zu hohen Ozon-Konzentrationen. Kopfschmerzen, Augenjucken und eine Reizung der Atemwege sind die Symptome einer Ozonbelastung. Das Reizgas kann die Zellen in den Lungen schädigen und so zu Entzündungen führen.

Zwar hat in den letzten Jahren die Häufigkeit der Ozon-Spitzenwerte abgenommen, so das Ergebnis von „Eurotrac-2“. Messbar zugenommen hat dagegen die dauerhaft vorhandene Konzentration des Ozons in der Luft. Sie liegt europaweit ständig über dem EU-Grenzwert zum Vegetationsschutz (80 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft). Schlimmer noch: „Auch der Grenzwert für die menschliche Gesundheit (120 Mikrogramm) wird immer häufiger überschritten“, sagte der niederländische Untersuchungsleiter Peter Builtjes auf der Tagung im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft.

Problem Kleinst-Partikel: Wenigstens einige dieser feinen, in der Luft verteilten Teilchen verschiedener chemischer Zusammensetzung schädigen die Gesundheit. Sie werden von Verkehr und Industrie produziert. Auch ihre Konzentration überschreitet immer wieder die EU-Grenzwerte, wie die „Eurotrac“-Forscher berichteten.

Dabei sind es nicht nur unsere eigenen Abgase, die bei uns zur Zunahme der Luftschadstoffe führen. Insbesondere das Ozon wird uns auch von anderswo zugetragen: Etwa zehn Prozent des Ozons in der Luft Europas stammen aus Nordamerika. Auch innerhalb Europas macht das Ozon nicht vor Ländergrenzen halt. Ein Autofahrverbot bringt deshalb wenig, um den Sommersmog in einer Stadt zu vermindern.

Sofort greifende, europaweite Maßnahmen – etwa eine Verminderung des Autoverkehrs oder eine flächendeckende Einführung von Katalysatoren auch in Osteuropa – sind schwer umzusetzen, glauben Forscher wie Andreas Volz-Thomas vom Forschungszentrum Jülich: Schließlich könne man den Polen nicht vorschreiben, das Auto stehen zu lassen, damit es in Holland weniger Ozon gibt.

Elke Binder

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