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Gesundheit: Gentechnik: Außerirdische im Genlabor

Seit Monaten geistern sie durch die Zeitungen dieser Welt und werden von Journalisten gejagt. Von den einen werden sie als das leibhaftige Böse betrachtet, von den anderen dagegen als letzte Hoffnung: jene geheimnisumwitterten Ärzte und Forscher, die als erste Menschen klonen wollen.

Seit Monaten geistern sie durch die Zeitungen dieser Welt und werden von Journalisten gejagt. Von den einen werden sie als das leibhaftige Böse betrachtet, von den anderen dagegen als letzte Hoffnung: jene geheimnisumwitterten Ärzte und Forscher, die als erste Menschen klonen wollen. In Washington stellten sich die Klonologen am Dienstag bei einer Veranstaltung der Nationalen Wissenschaftsakademie der USA der Diskussion.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Am bizarrsten klingen die Pläne der Raelianer-Sekte, deren Chef Claude Vorilhon 1973 von Außerirdischen die Botschaft übermittelt bekam, dass der Mensch in einem Genlabor außerirdischer Lebewesen erschaffen wurde. Vorilhon, der sich heute Rael nennt, sieht deshalb das Menschenkopieren als ersten Schritt in Richtung zum ewigen Leben. Unter Leitung der nach Washington eingeladenen Chemikerin Brigitte Boisselier soll die Raelianer-Firma "Clonaid" nun Menschenkopien erzeugen.

Der Raelianer-Glaube, Klone sicherten die Unsterblichkeit, ist allerdings ein Irrtum. Denn ein Klon hätte zwar die gleichen Gene wie sein Zellkernspender, aber natürlich ein eigenes, zeitlich begrenztes Leben. Ganz so wie eineiige Zwillinge, die zwar genetische Klone, aber durchaus eigenständige Menschen sind.

Vermutlich ernster zu nehmen sind der italienische Fortpflanzungsexperte Severino Antinori - von Kardinal Ratzinger mit dem "Menschenzüchter" Hitler verglichen - und sein amerikanischer Kollege Panos Zavos aus Lexington in Kentucky. Beide haben einschlägige Erfahrungen in der Reproduktionsmedizin und wollen nun Klonen als letztes Mittel gegen Unfruchtbarkeit einsetzen.

Auf der Washingtoner Konferenz - sie war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet - trafen die Möchtegern-Kloner auch auf einen ihrer schärfsten Gegner. Ian Wilmut, der Schöpfer des 1997 erzeugten Klon-Schafs Dolly, hat immer wieder eindringlich vor den Gefahren des Menschenklonens gewarnt. Wie alle anderen namhaften Experten lehnt er es strikt ab. Viele vergebliche Befruchtungsversuche, Fehlgeburten, schwere Missbildungen und eine ungewisse Zukunft für den geklonten Menschen sind zu erwarten. Ein Alptraum.

Nun hat das US-Repräsentantenhaus beschlossen, das Menschen-Klonen zu verbieten. Es wird eng für Rael, Antinori und Zavos. Nun kursieren Gerüchte, Antinori wolle seine Experimente auf einem Schiff in internationalen Gewässern beginnen. Noch in diesem Jahr will er beginnen; 200 interessierte Paare gebe es schon.

Was auch immer aus den Plänen der Klonierer wird - schon heute ist der Imageschaden für die seriöse Wissenschaft groß. Allen klaren Worten von Wilmut und seinen Kollegen zum Trotz.

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