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Gesundheit: Gerade renoviert - doch die Wände laufen schwarz an

Eine renovierte Wohnung steigert das Wohlbefinden - aber in manchen Fällen nicht lange: Denn wenn die Heizperiode beginnt, zeigen sich bald schwarze, schmierige Beläge an Wänden, Decken, Fenstern und Möbeln. Es ist der "Fogging"-Effekt.

Eine renovierte Wohnung steigert das Wohlbefinden - aber in manchen Fällen nicht lange: Denn wenn die Heizperiode beginnt, zeigen sich bald schwarze, schmierige Beläge an Wänden, Decken, Fenstern und Möbeln. Es ist der "Fogging"-Effekt. An der Frage, wie er entsteht, arbeiten bereits seit gut zehn Jahren der TÜV Nord in Hamburg sowie das Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig. Und das Umweltbundesamt hat - nach der Auswertung eines umfangreichen Messprogramms - jetzt eine gesundheitliche Beurteilung dazu veröffentlicht. Das Wichtigste: Akute Gefahren gehen von solchen Erscheinungen nicht aus.

Auch in Kraftfahrzeugen ist das "Fogging" gefürchtet, es hinterlässt schmierige Beläge vor allem an den Fenstern. Und genau das gab den ersten Hinweis auf die Zusammensetzung der Stoffe, die den Niederschlag herbeiführen. Es handelt sich um schwer flüchtige organische Verbindungen, wie sie in Kunststoffen und anderen Renovierungs-Werkstoffen als "Weichmacher" dienen.

Solche Substanzen, von denen es um die 150 verschiedene geben kann (Chemiker nennen da insbesondere die Phtalate), werden nach und nach freigesetzt, sprich: sie dünsten aus den verwendeten Materialien aus. Und das geschieht bei konzentrierter Wärmezufuhr halt stärker, also vor allem zu Beginn der kälteren Jahreszeit im Bereich der dann erwärmten Heizkörper.

Nun würden diese Chemikalien allein noch kein großes Problem darstellen. Doch binden sie Staubteilchen an sich, die sich selbst bei noch so großer Sauberkeit in der Wohnungsluft befinden. Auch wer Öllämpchen oder stark rußende Kerzen brennen lässt, verstärkt den Effekt - vor allem dann, wenn er nicht ordentlich lüftet. Zur Ablagerung kommt es, wenn die ölig-schmutzigen Partikel dann an "Kältebrücken", also an schlecht isolierten Wänden oder Fenstern kondensieren.

Heizung nicht weit herunterfahren

Eine ähnliche Wirkung entsteht überdies, wenn die Heizung in Abwesenheit der Bewohner tagsüber zu weit heruntergefahren wird und die Wände auskühlen. Klebt die "Paste" erst einmal an der Tapete, kommt es schnell zur Anlagerung weiterer Feinststäube vorrangig dort, wo auch noch Luftwirbel oder Zugluft vorbeistreichen. Die an der Forschung beteiligten Einrichtungen weisen freilich darauf hin, dass noch nicht alle Zusammenhänge des "Foggings" untersucht sind. Die Fraunhofer-Forscher wollen deshalb im kommenden Jahr in Klimakammern Versuche unternehmen, um unter kontrollierten Bedingungen herauszufinden, wodurch das Phänomen begünstigt wird. Unternehmen der Tapeten-, Farb- und Möbelindustrie sollen sich an den Untersuchungen beteiligen, damit die Auslösemechanismen eingedämmt werden können.

Das Umweltbundesamt, das auch weitere Informationen bereit hält (Pressestelle, Postfach 33 00 22 in 14191 Berlin) betont, dass es bereits Produkte einzelner Hersteller gibt, die frei von solchen Substanzen sind. Allerdings führe die Verwendung von Weichmacher-haltigem Material nicht zwangsläufig zum "Fogging", meist kommt es erst beim Zusammenwirken der genannten Bedingungen dazu.

Spürnasen verkleinert

Schlechte Luft im Raum ist also mit eine Voraussetzung für die Ablagerungen. Klimaanlagen, die mit Frischluftzufuhr arbeiten, können dagegen helfen - nur müssen sie wissen, wann der Mief zu dick geworden ist. Gassensoren auf Halbleiter-Basis haben die Aufgabe, dies zu erkennen. Hier reagieren spezielle Metalloxidschichten auf die Bestandteile der Luft, indem sich ihr elektrischer Widerstand verändert.

Solche Sensoren sind beispielsweise in Rauchmeldern installiert. Sie waren bisher teuer, weil man sie nicht in automatisierten Verfahren produzieren konnte. Doch das ändert sich gerade, denn das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik in Freiburg hat eine neue Sensoren-Generation entwickelt, die in Dünnschichttechnik hergestellt werden kann.

Die Wissenschaftler haben einen quadratisch geformten Prototypen angefertigt, der trotz einer Kantenlänge von nur drei Millimetern vier Felder aufweist, mit deren Hilfe vier unterschiedliche Gase in der Luft nachgewiesen werden können. Die Mini-Schnüffler werden in hitzebeständige Gehäuse gesetzt, damit lassen sich gemeinsam mit anderen Sensoren komplexe Messstationen aufbauen.

Gideon Heimann

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