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Gesundheit: Gesellschaftsdrogen: "Kokain löst in der Lustzentrale des Gehirns Euphorie aus" - Der Neurobiologe Rommelspacher über den Rausch

Hans Rommelspacher ist Professor für klinische Neurobiologie an der Freien Universität Berlin.Herr Rommelspacher, hat der Gebrauch von Drogen und Rauschmitteln wie Alkohol, Nikotin, Ecstasy, Cannabis und Beruhigungsmitteln zugenommen?

Hans Rommelspacher ist Professor für klinische Neurobiologie an der Freien Universität Berlin.

Herr Rommelspacher, hat der Gebrauch von Drogen und Rauschmitteln wie Alkohol, Nikotin, Ecstasy, Cannabis und Beruhigungsmitteln zugenommen?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Beim Alkohol ist keine Zunahme festzustellen, dafür beim Rauchen und auch beim Ecstasy-Konsum.

Warum greifen denn Menschen zu Drogen?

Es gibt zwei Faktoren. Zum einen wollen die Menschen sich stimulieren, ihre Leistungsfähigkeit erhöhen und sich aufputschen. Auf der anderen Seite möchte man sich entspannen vom Stress des Alltags und abschalten.

Was bewirkt die angenehme Wirkung und den Rausch?

Wir haben inzwischen eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was im Gehirn durch stimulierende oder berauschende Mittel geschieht. Diese Stoffe beeinflussen das "Wohlbefindlichkeitssystem", ein im Stammhirn gelegenes Nervenzentrum. Die anatomisch "Limbisches System" genannte Lustzentrale kann verschieden stark aktiviert werden. Das reicht vom einfachen Wohlbefinden bis zur Euphorie durch Kokain und Amphetamine und zum absoluten Glücksgefühl, dem "Kick", den die Heroinabhängigen zu Beginn ihrer Sucht erleben.

Und wie hat man sich dann die Abhängigkeit vorzustellen? Wie wird aus dem Wohlgefühl schließlich die Sucht?

Das Wohlbefinden durch die Droge ist ja nur die akute Wirkung. Damit jemand süchtig wird, muss er das Mittel häufig, im Übermaß und längere Zeit einnehmen. Aber wie es zur Sucht kommt, wie sie im Gehirn entsteht - das ist noch weitgehend unklar. Ein wichtiges Merkmal der Sucht ist der Kontrollverlust, bei dem zum Beispiel ein Alkoholiker bis zum Umfallen trinkt. Dabei werden offenbar die Verbindungen zwischen der "Kontrollinstanz" im Großhirn und den tieferen gefühlsorientierten Hirnzentren gekappt.

Wird der Hang zur Flasche vererbt?

Es gibt sicher ein genetisches Risiko. Aus Zwillings- und Adoptionsstudien weiß man, dass die Neigung zum Alkoholismus zu 40 bis 60 Prozent in den Anlagen begründet ist. Das heißt, die Gefahr ist vorhanden, aber sie führt nicht zwangsläufig zur Sucht. Das Risiko ist umso größer, je mehr Vorfahren Alkoholiker waren.

Und wie kann man gegensteuern?

Am einfachsten wäre es, abstinent zu leben. Wer aus einer Familie kommt, in der Alkoholismus ein Problem darstellt, sollte beim Umgang mit Suchtmitteln umso vorsichtiger sein. Es gibt keine Zwangsläufigkeit, jeder ist immer noch für sein Handeln verantwortlich. Wer familiär gefährdet ist, sollte zum Beispiel nicht täglich ein Glas Bier oder Wein trinken, auch wenn mäßiger Alkoholkonsum das Herzinfarktrisiko verringert.

Herr Rommelspacher[hat der Gebrauch von Drogen un]

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