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Gesundheit: Gesunder Schlaf

Eine japanische Studie zeigt: Wer sieben Stunden ruht, lebt am längsten

Napoleon reichten ein paar Stunden, dann war der Feldherr fit. Albert Einstein brauchte zwölf, bevor er sich zu genialen Einfällen fähig sah. Die Rede ist vom Schlaf – auch in dieser Hinsicht also orientierten sich die beiden außergewöhnlichen Herren nicht gerade am Durchschnitt.

Mit welchen Folgen? Wie viel Schlaf braucht der Mensch? Sieben, acht, neun Stunden? Schadet es, wenn man seine Nachtruhe auf vier Stunden begrenzt? Sind, umgekehrt, zwölf Stunden zu viel? „Schlaf und Wachheit sind als Krankheit zu betrachten, wenn sie im Übermaß auftreten“, sagte Hippokrates, der wohl berühmteste Mediziner aller Zeiten.

Ein Team japanischer Forscher hat versucht, Hippokrates’ Hypothese zu prüfen. Zunächst befragten sie über 100000 Japaner im Alter zwischen 40 und 79 Jahren nach ihren Schlafgewohnheiten. Anschließend beobachteten sie die Probanden rund zehn Jahre lang. Wie es scheint, hatte der griechische Arzt Recht: Wer in der Nacht sieben Stunden ruht, so der Befund, lebt am längsten. Mehr oder weniger Schlaf geht mit einer geringeren Lebensspanne einher. Die Untersuchung ist im Fachmagazin „Sleep“ veröffentlicht.

Damit bestätigen die Japaner das Ergebnis einer noch viel größeren Studie amerikanischer Kollegen aus dem Jahr 2002. Die Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in San Diego hatten die Daten von mehr als einer Million Menschen zusammengetragen und festgestellt: Wer sechs bis sieben Stunden schläft, wird, im Schnitt, am ältesten. Bei denjenigen, die sich weniger als vier beziehungsweise acht Stunden oder mehr Nachtruhe gönnen, ist die Lebensspanne dagegen eindeutig verkürzt.

Dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und der Lebenserwartung gibt, daran zweifelt heute kein Experte mehr. Die Geister streiten sich aber darüber, wie sich der Effekt erklären lässt. „Wir brauchen weitere Studien, um dahinter zu kommen, ob es Ihrer Gesundheit hilft, wenn Sie den Wecker stellen“, sagt etwa der Psychiater Daniel Kripke, Leiter der US-Schlafstudie.

Jürgen Zulley, Direktor des schlafmedizinischen Zentrums an der Universität Regensburg, wird noch deutlicher: „Diese Studien sagen nichts über die Kausalität.“ So schlafen kranke Menschen in der Regel länger als gesunde. Da Krankheit sowohl mit einer geringeren Lebenserwartung als auch mit mehr Schlafbedürfnis einhergeht, lässt sich über diesen Weg zwar ein statistischer Zusammenhang herstellen – das heißt aber nicht, dass längeres Schlafen zu einem kürzeren Leben führt. „Für diese Vermutung gibt es überhaupt keinen Beleg“, sagt Peter Geisler, Zulleys Kollege in Regensburg.

Selbst wenn es doch einen kausalen Zusammenhang gäbe, stünden die Karten für uns relativ gut. Der Durchschnittsdeutsche nämlich, haben Zulley und seine Mitarbeiter ermittelt, schläft nahezu exakt sieben Stunden, „und zwar von 23 Uhr 04 bis 6 Uhr 18“, wie Zulley sagt. „Wenn man dann noch die Viertelstunde abzieht, die wir zum Einschlafen ungefähr brauchen, kommt man auf sieben Stunden.“ Offenbar handelt es sich bei dieser „Sieben-Stunden-Regel“ um eine Konstante, die über verschiedene Kulturen und auch Zeiten hinweg gilt (siehe Infokasten).

Viel wichtiger aber als diese Durchschnittszahl ist es, den eigenen Schlafrhythmus zu finden, „auf seinen Körper zu horchen, wie viel Ruhe man braucht“, sagt Geisler. Dabei sollte man sich nicht so sehr von der umittelbaren Empfindung beim Aufstehen leiten lassen, sondern eher von dem Gefühl, „wie es mir später am Tag geht, ob ich mich da gut und leistungsfähig fühle“. Auf dieses gute Gefühl kommt es an – ganz gleich, ob man dafür fünf oder zehn Stunden Schlaf braucht.

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