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Gesundheit: Gewitter im Kopf

Migräne ist seit Jahrtausenden bekannt und noch immer ein Rätsel

Das Wort weckt Vorstellungen von Damen in edlen Gewändern, die sich mit leidendem Gesichtsausdruck an die Schläfe fassen, um sich in ihre verdunkelten Gemächer zurückzuziehen. Böse Zungen behaupten dann, Madame „nehme ihre Migräne“. Doch jenseits dieser Vorstellungen gibt es die Fakten, die viele Menschen aus leidvoller Erfahrung kennen: Der pochende Kopfschmerz, der immer wieder kommt und so stark sein kann, dass er zum Erbrechen führt.

Migräne ist vom französischen „micrane“ abgeleitet, das bedeutet so viel wie „halber Schädel“. Tatsächlich treten die Kopfschmerzen, die für die Migräne typisch sind, bei etwa der Hälfte der Betroffenen halbseitig auf. Bei vielen geht der Kopfschmerz mit Übelkeit, aber auch mit Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Wortfindungs- und Sehstörungen einher. Diese so genannte „Aura“ umfasst vielfältige neurologische Erscheinungen und Ausfälle. Wahrscheinlich werden sie unter anderem durch Änderungen der Durchblutungsverhältnisse im Gehirn und Störungen bei der Übermittlung von Botschaften durch Neurotransmitter hervorgerufen. Hormonelle Schwankungen spielen dabei auf jeden Fall eine wichtige Rolle. Kein Wunder deshalb, dass das weibliche Geschlecht den Löwenanteil der Leidtragenden stellt, nämlich 70 Prozent.

Oft beginnt das Leiden bei Mädchen in der Pubertät. In Studien wurde inzwischen nachgewiesen, dass Frauen kurz vor Beginn und während der ersten beiden Tage ihrer Monatsblutung doppelt so häufig an Migräne-Attacken leiden wie an den übrigen Tagen des Monats. Zu diesem Zeitpunkt sinken die Östrogenwerte stark ab.

Die Folgen, vor allem das Gefühl, der Kopf „zerspringe“ oder ein Gewitter entlade sich, kennen Menschen seit Jahrtausenden. Doch noch immer sind die Ursachen dafür nicht restlos aufgeklärt. Heute wird der Spannungskopfschmerz, der als dumpf und drückend beschrieben wird, von Migräne unterschieden. Forschungen deuten darauf hin, dass beide Formen in kurzen Abständen und regelmäßig auftreten können. Wer so gut wie täglich unter Kopfschmerzen leidet, sollte sich Schmerzmittel nicht selbst verordnen, rät die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (dmkg). Das kann aus zwei Gründen gefährlich werden: Erstens kann es dadurch zu einem Teufelskreis kommen, dessen Folgen Mediziner als „Medikamenten-induzierten Kopfschmerz“ bezeichnen. Zweitens helfen bei Migräne andere Medikamente als bei Spannungskopfschmerz.

Neben den Arzneimitteln spielen mittlerweile bei allen chronischen Formen von Kopfschmerz Entspannungsverfahren und Strategien zur Stress- und Schmerzbewältigung eine zentrale Rolle. Vielen Migräne-Geplagten hilft auch regelmäßiger Ausdauersport. Diese Maßnahmen können das Leiden nicht wegzaubern. Sie tragen aber dazu bei, dass die Attacken glimpflicher ausfallen und besser bewältigt werden können – ohne, dass man den Rückzug in ein verdunkeltes Boudoir antreten muss. aml

Weitere Informationen im Internet:

www.dmkg.de

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