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Gesundheit: Gorillas in Gefahr

Der Tourismus finanziert den Schutz von Gorillas in Afrika – zugleich ist er für die Tiere eine Bedrohung

Wer im Dschungel auf einen wilden Gorilla stößt, dürfte vor allem eins empfinden: Angst. Dabei sollte sich eigentlich der Gorilla fürchten. Denn der Mensch ist für ihn eine besonders große Gefahr: Von Touristen eingeschleppte Atemwegserkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für den Tod der vom Aussterben bedrohten Berggorillas.

Zu diesem Schluss kommen amerikanische Forscher der Universität von North Carolina, die seit 1968 100 Todesfälle untersuchten. 40 Tiere starben durch Verletzungen, die den Berggorillas mit großer Wahrscheinlichkeit von Wilderern zugefügt wurden. Immerhin 24 der Todesfälle wurden durch von Influenza- Viren ausgelöste Atemwegsinfektionen verursacht. Der Befund verdeutlicht einen Konflikt, der sich nicht nur im Hinblick auf die weiteren Schutzbemühungen für die seltenen Berggorillas stellt, von denen es auf der ganzen Welt nur noch etwa 700 Tiere gibt.

Gorillas sind die größten Menschenaffen. Sie können knapp 1,80 Meter groß und bis zu 200 Kilo schwer werden. Experten unterscheiden heute zwei verschiedene Gorilla-Arten, den westlichen und östlichen Gorilla. Je nach geographischem Vorkommen, äußerer Erscheinung und genetischer Übereinstimmung werden diese Arten nochmals unterteilt, in vier beziehungsweise fünf Unterarten (siehe Infokasten).

Alle Gorilla-Arten stehen auf der roten Liste der bedrohten Tierarten, ihre Situation gilt als äußerst kritisch. Sie leben auf zum Teil weit von einander entfernten „Inseln“ tropischer Regenwälder in Zentralafrika. Hauptbedrohungen für die überlebenden Gorilla-Bestände sind die Zerstörung ihres Lebensraumes, Wilderei und in den letzten Jahren auch das tödliche Ebola-Virus. Zum Schutz der Tiere wurden Nationalparks eingerichtet, Wildhüter ausgebildet und ausgerüstet, die Bevölkerung vor Ort aufgeklärt und in die Projekte eingebunden.

Doch trotz der internationalen Unterstützung dieser Bemühungen gab und gibt es für einige Schutzprojekte nur eine Chance, sich langfristig zu finanzieren: Gorilla-Tourismus. Dieser Tourismus ist eine wichtige Geldquelle geworden, zum Beispiel für Uganda, Ruanda und die Demokratische Republik Kongo. Im Grenzgebiet dieser Staaten befindet sich die Virunga-Vulkankette, deren Hänge mehr als die Hälfte der noch lebenden Berggorillas beheimaten. Der Amerikaner George Schaller beobachtete dort Ende der 50er Jahre als erster diese Tiere über mehrere Monate in ihrem natürlichen Lebensraum. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden die Gorillas des Virunga-Schutzgebietes durch die Arbeit der amerikanischen Forscherin Dian Fossey, deren 1983 veröffentlichtes Buch „Gorillas im Nebel“ erfolgreich verfilmt wurde.

Die Einnahmen von Touristen ermöglichen seit etwa 25 Jahren die regelmäßige Überwachung der Virunga-Berggorillas und ihres Lebensraumes. Erstmals stieg die Zahl der Gorillas daraufhin konstant an, seit 1989 um etwa 17 Prozent.

Andererseits stellen die Touristen eben eine Gefahr für die Tiere dar. Die Gorillas haben keine Abwehrmöglichkeiten gegen menschliche Infektionserreger, wie Masern, Salmonellen oder Herpes. Deshalb sollen bereits heute alle Besucher einen Mindestabstand von einigen Metern zu den Tieren einhalten und dürfen maximal eine Stunde täglich in der Nähe einer Gorillagruppe sein. Die Gewöhnung an Menschen birgt eine weitere Gefahr: Gorillagruppen, die die Anwesenheit von Touristen zu akzeptieren gelernt haben, sind von Wilderern einfacher aufzuspüren.

Ein Zusammenschluss internationaler Tierschutzorganisationen setzt sich seit einiger Zeit dafür ein, dass Touristen so lange keinen Zugang zu neuen Gorillagruppen bekommen, bis Studien genauere Auskunft über die Risiken für die jeweilige Population geben. Unter der Leitung der Organisation „Flora & Fauna International“ läuft zur Zeit eine solche Untersuchung in Nigeria. Dort ist besondere Vorsicht geboten. Denn mit geschätzten 280 Tieren ist die Gesamtpopulation der dort lebenden Cross-River- Gorillas noch kleiner als die der Berggorillas.

Weitere Informationen unter:

www.berggorilla.com

www.gorillafund.org

Elke Bojanowski

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