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Gesundheit: Grippe in den Griff bekommen

Experten raten, sich jetzt noch impfen zu lassen

Weltweit haben die Menschen Angst vor der Vogelgrippe. Aber sie tun längst nicht alles, was möglich ist, um der ganz gewöhnlichen Grippe zu entgehen. Wer zu Saisonbeginn die jährliche Impfung versäumt hat, sollte sie jetzt nachholen. Es ist nicht zu spät dafür, denn bislang ist keine Grippewelle übers Land gegangen.

Im Herbst war der Impfstoff knapp geworden, jetzt ist er wieder verfügbar. Eine Garantie gegen Grippe ist er nicht, obwohl er jährlich den wandelbaren Influenzaviren angepasst wird. Und leider ist der Schutz umso unsicherer, je älter jemand ist. Aber gerade über 60-Jährigen mit ihrem nur bedingt abwehrbereiten Immunsystem wird die Impfung empfohlen, ebenso chronisch Kranken, Beschäftigten im Gesundheitswesen und allen, die Umgang mit Menschenmengen haben.

Für die Älteren empfiehlt das Robert-Koch-Institut Impfstoffe, deren Effekt durch Zusätze verstärkt wird. Sie können Nebenwirkungen haben wie Rötung, Schwellung und Schmerz an der Einstichstelle, aber auch ein leichtes Krankheitsgefühl mit Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen hervorrufen. Die Wahl zwischen solchen effektiveren und herkömmlichen Impfstoffen fällt Medizinern oft schwer. Beim Berliner Symposium der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft über Infektionskrankheiten wurden sie kürzlich nachdrücklich empfohlen – trotz der Nebenwirkungen.

Eine im Deutschen Ärzteblatt erschienene Stellungnahme zu Influenza-Impfungen (49/2005) spricht eine andere wichtige Empfehlung aus: Alle Impfstoffe gegen die zurzeit aktuellen Influenzaviren A und B nützen mittelbar auch gegen die Vogelgrippe: Die Impfung kann Doppelinfektionen verhüten und so „die potenzielle Bildung einer neuen, möglicherweise gefährlicheren Virusmutante im Patienten verhindern“. Und noch etwas wird allen durch Grippe besonders Gefährdeten geraten: sich alle sechs Jahre gegen Pneumokokkeninfekte impfen zu lassen. Diese Bakterien verursachen als Komplikation einer Grippe oft eine gefährliche Lungenentzündung und werden zunehmend resistent gegen Antibiotika.

Die Impfung sei bei aller Unvollkommenheit das Beste, was es gegen die Grippe gibt, sagt Bruno Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission. Denn noch unvollkommener sind offenbar selbst die relativ wirksamsten Grippemedikamente, Relenza und Tamiflu. Viele horten jetzt diese Medikamente. Dabei wird ihr Effekt aber überschätzt. Gisela Schott von der Arzneimittelkommission hat errechnet: 18 Personen müssten vor oder nach dem Kontakt mit Influenzaviren längere Zeit Tamiflu schlucken, damit eine von ihnen die Grippe nicht bekommt.

Die Therapie mit Tamiflu oder Relenza kann nur nützen, wenn sie binnen 48 Stunden nach Ausbruch der Grippe beginnt. Dann verkürzt sie im Durchschnitt „die Dauer der Symptome einer Influenza A und B um ungefähr einen Tag“, heißt es in der Stellungnahme der Ärzteschaft. Trotzdem empfiehlt selbst die kritische Arzneimittelkommission diese Mittel. „Aber nur, weil es nichts Besseres gibt“, sagt Müller-Oerlinghausen.

Zur Prävention weiß der Pharmaexperte dennoch etwas Besseres: keinen Händedruck in Grippezeiten, sich oft und gründlich die Hände waschen und Atemschutz wie in Japan, wenn’s ernst wird. Denn bei einer Pandemie mit einem mutierten Vogelgrippevirus werden wir auf einen Impfstoff lange warten müssen. Selbst mit der Zulassung eines Muster-Impfstoffes, der nur das Grundgerüst eines später zu entwickelnden wirksamen Pandemie-Impfstoffs bilden kann, rechnet man beim Paul-Ehrlich-Institut nicht vor dem Sommer.

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