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Gesundheit: Hitparade der Hochschulen

Rot-Grün legt sich im Koalitionsvertrag auf ein bundesweites Universitätsranking fest

Nach dem Pisa-Test an den Schulen sollen nun auch die Leistungen der deutschen Hochschulen unter die Lupe genommen werden. SPD und Grüne haben in ihrer Koalitionsvereinbarung auf Bundesebene festgelegt, dass sie in den nächsten vier Jahren für eine Rangliste aller deutschen Universitäten und Fachhochschulen sorgen wollen. Das Ranking soll Forschung und Lehre umfassen. Eine Begutachtung aller 350 Hochschulen in Deutschland soll vorausgehen.

Zu den Initiatoren des Leistungsvergleichs gehört die neue und alte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). „In den kommenden vier Jahren werden wir gemeinsam die Leistungsfähigkeit unseres Hochschulsystems verbessern. Dabei sollen sich die einzelnen Hochschulen mit ihrem Angebot besser profilieren können“, erläutert Bulmahn ihre Zielsetzung. Die Studierbarkeit der Studiengänge gehört ebenfalls auf die Tagesordnung.

Um die Studienbedingungen zu verbessern, müssten die Hochschulen sich zunächst über ihre Stärken und Schwächen klar werden. Die Leistungen sollten dann fachbezogen und von unabhängigen Experten gemessen werden, kündigte die Ministerin an. Sie will den Studenten mit dem neuen Instrument eine verlässliche Entscheidungshilfe an die Hand geben.

In den USA, Großbritannien und Skandinavien sind öffentliche Ranglisten der Hochschulen seit langem üblich. Dort weiß ein Student, ob er sich bei der Nummer eins oder der Nummer 90 seines Faches für ein Studium bewirbt. In Deutschland vermissen bisher gerade Abiturienten, deren Eltern nicht studiert haben, Orientierung über die Güte der Studienangebote. Selbst bei intensiver Recherche lassen sich die Studiengänge eines Faches an mehreren Hochschulen für Laien bisher kaum vergleichen.

„Die Studenten rufen heute bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) an, um diese Informationen zu bekommen“, berichtet Brigitte Göbbels, kommissarische HRK-Vizepräsidentin. Sie hat an der Entwicklung der Rankings mitgearbeitet, die das Centrum für Hochschulentwicklung mittlerweile mit dem Stern publiziert. „Seriös kann man nur Studiengänge und Fachbereiche ranken“, gibt Frau Göbbels aus dieser Erfahrung zu bedenken. Entscheidend seien die Vergleichskriterien – auch für die Akzeptanz. Dazu gehören für die Lehre etwa die Zahl der Studenten pro Dozent, Bibliotheksausstattung und Computerplätze, Studiendauer und Tutorenbetreuung.

In der Vergangenheit ist es immer wieder zu Konflikten gekommen, wenn Hochschulen sich ungerecht bewertet fühlten. Hilfreich wäre daher eine „hochschulnahe Lösung“, bei der Hochschulen in den Bewertungsprozess einbezogen würden, empfahl Frau Göbbels.

Nun ist natürlich die Frage, wer den Vergleich durchführt. Der Wissenschaftsrat ist eine gute Adresse, zumal der Auftrag mit einer Evaluierung aller Hochschulen verbunden ist. Solche Aufgaben lagen in der Vergangenheit in der Regel bei der Beratungsinstitution, die dafür anerkannte Fachwissenschaftler hinzuzieht – ein Weg, in Wissenschaft und Politik Akzeptanz zu schaffen. Offen ist auch, ob die Länder vom Hochschul-Ranking zu überzeugen sind. Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU), als Hüter des Föderalismus bekannt, äußerte sich schon skeptisch. „Die Leistungen der deutschen Hochschulen mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten lassen sich in kein einheitliches Schema passen.“ Verwundert zeigte sich Zehetmair auch darüber, dass der Bund eine erneute Reform der Professorenbesoldung angekündigt habe. Erst in diesem Jahr ist die Umstellung auf eine leistungsorientierte Besoldung in Kraft getreten.

Einen neuen Anlauf nimmt Rot-Grün im Bund auch für einen eigenständigen Wissenschaftstarifvertrag. Diese Neuregelung der Besoldung für die Angestellten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen ist im vergangenen Jahr am Widerstand der Tarifgemeinschaft der Länder gescheitert.

Auch eine grundlegende Bafög-Reform und Bildungskredite in der Studienabschlussförderung stehen erneut auf der Agenda von SPD und Grünen.

All dies steht unter der Überschrift „Attraktive Hochschulen“. Die Koalitionäre stellen sich dabei ausdrücklich dem Ziel einer weiteren Bildungsexpansion: Künftig sollen 40 Prozent der Jugendlichen ein Studium aufnehmen. Seit neuestem hat Deutschland 34 Prozent Studienanfänger erreicht. „Die Hochschule des 21. Jahrhunderts … muss junge Menschen auf hohem Niveau schnell, praxisorientiert und international ausbilden“, heißt es in dem Papier.

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