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Gesundheit: Hörprobe: Mit Volkslied in die Ferien

Regelmäßig schleichen sich Campus-Reporter in Vorlesungen, um Kritik zu üben oder überschwänglich zu loben.Schluss!

Regelmäßig schleichen sich Campus-Reporter in Vorlesungen, um Kritik zu üben oder überschwänglich zu loben.

Schluss! Aus! Das Semester ist vorbei. Drei harte Monate ohne Vorlesungen stehen vor der Tür. Damit die Entzugserscheinungen nicht zu groß werden, besucht der Campus-Reporter in der letzten Woche "Volkslieder und Volksbildung" der Humboldt-Musikwissenschaftler. Letzte Uni-Weisheiten können so beim Singen zu langen Alpenwanderungen oder Grölen in der Disco am Mittelmeerstrand gleich praktisch umgesetzt werden. Warme Erinnerungen an die Alma mater im Urlaub sind garantiert.

Dozent Gottschewski hat etwas exotischere Reiseziele und spricht über japanische Volkslieder zwischen 1880 und 1920. Erstes Hörbeispiel: Japanische Kinder singen "Sunshine bright". Da bricht die Sonne durch die über der Humboldt-Uni hängenden Wolken, Sommergefühle kommen auf. Nur die ältere Dame mit der Cerruti-Einkaufstasche in der dritten Reihe will nicht recht in Stimmung kommen und guckt starr geradeaus. Weitere Erkenntnisse: "Hänschen klein" heißt auf japanisch "Vom Schmetterling", klingt ansonsten aber nur unwesentlich anders. Und: Auch das Volkslied reist gern. Irisch-schottische Melodien sind über amerikanische Kirchen nach Japan gekommen. "Die sind da jetzt echte Volkslieder." Neben deutschen Urlaubern identifiziert Herr Gottschewski deutsches Liedgut als Exportschlager, denn: "Das ist nicht so regionalspezifisch wie in anderen Ländern." Frau Cerruti regt sich immer noch nicht, und der Campus-Reporter beginnt sich Sorgen zu machen. Ob mit ihrer Urlaubsplanung etwas schiefgelaufen ist?

Der Dozent berichtet derweil über Wunderdinge des Fernen Ostens. Alt-Chinesisch wird mit Latein verglichen, Musikethnologen und japanische Männergesangsvereine ziehen vorbei. Nach 45 Minuten ist die Vorlesung vorbei, und Gottschewski endgültig urlaubsreif. Frau Cerruti scheint sich ihrer Reiseziele zu erinnern, denn sie erwacht zu neuem Leben und dankt ihrem Dozentem überschwänglich: "Das war wirklich schön." Jawoll. Das war vor allem schön kurz. Japan, wir kommen. Und singen.

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