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Gesundheit: Humboldt-Stiftung: "Deutsche Universitäten sind frei von Fremdenhass"

Rechtsradikale Überfälle auf Ausländer sind für die deutschen Wissenschaftsorganisationen ein Alarmsignal, denn sie sind besonders auf Internationalität angewiesen. Auch die Alexander von Humboldt-Stiftung hat darauf reagiert und zunächst einmal ihre ausländischen Stipendiaten befragt.

Rechtsradikale Überfälle auf Ausländer sind für die deutschen Wissenschaftsorganisationen ein Alarmsignal, denn sie sind besonders auf Internationalität angewiesen. Auch die Alexander von Humboldt-Stiftung hat darauf reagiert und zunächst einmal ihre ausländischen Stipendiaten befragt. Bei der Jahresversammlung seiner Organisation am Donnerstag in Berlin gab Präsident Wolfgang Frühwald nun Entwarnung. "Die deutschen Universitäten und Forschungsinstitutionen sind von Fremdenhass und Fremdenangst vollständig frei." Hochschulen und Instititute bemühten vielmehr sich außerordentlich um Gastfreundschaft und eine freundliche Atmosphäre.

Sorge bereitet Frühwald allerdings die Politik. Er appellierte daher an die Parteien in Deutschland, "das Thema Zuwanderung aus den beginnenden Auseinandersetzungen um die Wahlen zum Deutschen Bundestag herauszuhalten". Den Bodensatz der Fremdenfeindlichkeit aufzuwühlen, den es in vielen Ländern Europas gebe, wäre der schlimmste Dienst, den die Parteien dem Land erweisen könnten.

Wettbewerb um Spitzenforscher härter

Die Stipendiaten der Humboldt-Stiftung gehören weltweit zu den Wissenseliten. 30 Nobelpreisträger gehören inzwischen zum Kreis der Ehemaligen. Aus 130 Ländern kommen die Geförderten, die nach dem Anspruch der Stiftung weltweit zu den Besten gehören sollen. Daher sind die Befürchtungen besonders groß, Berichte von rechtsradikalen Angriffen auf Ausländer in Deutschland könnten umworbene Spitzenwissenschaftler abschrecken. Tatsächlich werden solche Bericht im Ausland stark beachtet, besonders natürlich von Wissenschaftlern, die einen Forschungsaufenthalt hier erwägen. Die Wissenschaftseinrichtungen selbst sind also nicht das Problem. "Wir versuchen gemeinsam ein Klima der Gastfreundschaft zu schaffen und dem oft überzeichneten Szenario der Ausländerjagd auf deutschen Straßen eine andere, bessere Realität entgegenzusetzen", berichtete der Humboldt-Präsident. Dabei werden an manchen Orten auch von den Hochschulen die Ausländerbehörden gezielt eingebunden. Manche Universitäten zahlten inzwischen sogar Prämien an Institute, die besonders viele ausländische Gäste haben. Doch auch Wissenschaftler bewegen sich nicht nur im Institut. Außerhalb begegnet ihnen auch Fremdenfeindlichkeit. "Sie wissen, dass der Rechtsextremismus das Bild Deutschlands zwar trübt, aber keine existenzielle Bedeutung für dieses Land hat", meinte Frühwald.

Weltweit wird der Wettbewerb um talentierte junge Wissenschaftler allerdings auch ohne Berichte von Überfällen immer härter. Die Humboldt-Stiftung als Fördereinrichtung für die Elite arbeitet nach Frühwalds Worten nun daran, ihre Programme zu modernisieren - gegen den allgemeinen Trend in der Forschungsförderung, wie Frühwald betont. Dieser sei inzwischen überall auf der Welt "immer stärker von Programmforschung, von Projektforschung und von politisch vorgegebenen Zielen der Forschung bestimmt. Die Alexander von Humboldt-Stiftung aber fördert auch in Zukunft ausschließlich Personen." Künftig will die Stiftung auch die 40 bis 50-jährigen Wissenschaftler erreichen, die bisher ausgespart wurden, mit dem neuen Friedrich-Wilhelm-Bessel-Forschungspreis.

Netzwerk für Konfliktbewältigung

Die Humboldt-Stiftung pflegt traditionell den Kontakt mit ihren ehemaligen Stipendiaten intensiv. Darunter sind neben renommierten Wissenschaftlern auch einflussreiche Politiker. Dieses internationale Netz will die Stiftung verstärkt nutzen, um bei der Beilegung von Konflikten zu helfen. Schwerpunkt sind zunächst Ost- und Mitteleuropa. Etliche ehemaligen Stipendiaten gestalten dort inzwischen an entscheidenden Stllen den Demokratisierungsprozess mit.

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