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Gesundheit: Ihm guckt das Hemd aus der Hose Der Professor gibt sich gerne leger

Wer Professor ist, hat einen Lehrstuhl an einer Hochschule. Der Lehrstuhl ist die preußische Form des Sitins.

Wer Professor ist, hat einen Lehrstuhl an einer Hochschule. Der Lehrstuhl ist die preußische Form des Sitins. Denn der Professor kann nicht weggetragen werden. Im Gegenteil: Er bleibt sitzen bis zum Ruhestand. Als Beamter ist er nämlich unkündbar. Aber wenn er dann geht, geht der Lehrstuhl häufig mit – die Berliner Hochschulen haben fast die Hälfte ihrer Professuren einsparen müssen. Vielleicht dauert es deswegen so lange, bis man in der Sprechstunde drankommt. Schließlich hat der Professor viel zu tun. Er forscht und reist zu Kongressen. Oder er sitzt in den Gremien der Uni wie dem Akademischen Senat, in dem über viele interne Angelegenheiten der Uni entschieden wird. Dem Akademischen Senat gehören neben einigen Professoren auch Wissenschaftliche Mitarbeiter und Studenten an.

Bedrohter Hochschulwald

Zwischen all diesen Aufgaben zieht sich der Professor immer wieder in sein Innerstes zurück und gießt ein oder zwei Meilensteine seiner Zunft in Papier: Er verfasst Aufsätze und Bücher. Damit diese nicht im Laden verstauben, hält er Vorlesungen und lässt Klausuren schreiben. Für deren erfolgreiche Bewältigung empfiehlt er dringend den Kauf der eigenen Werke. Da der Professor sicher ist, dass ihm niemand Stuhl und Status unter dem Allerwertesten wegziehen wird, gibt er sich gerne leger. Wenn das Hemd aus der Hose guckt und er im Seminar Kaffee schlürft, ist das nicht unordentlich, sondern Understatement. Schließlich genießt es der Professor, zu einer raren Spezies zu gehören. Gerade noch 38 000 Exemplare kämpfen im bedrohten deutschen Hochschulwald ums geistige Überleben. Nur eine Gattung ist noch seltener: die Professorin. Mit 9,8 Prozent stellt sie die Minderheit in der Minderheit. Sie ist die Orchidee zwischen dunklen Anzügen und gedeckten Krawatten. Merke: Die gelehrte Frau ist beliebt, solange sie keinen Lehrstuhl verlangt. Texte: Juliane von Mittelstaedt

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