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Gesundheit: In der Himmelsscheibe

Nebra-Fund mit Comuptertomograph untersucht

Forscher haben erstmals die innere Welt der 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra sichtbar gemacht. „Jetzt können wir aus dem Inneren der Scheibe unter die Goldauflagen sehen“, sagt Rüdiger Bähr, der Leiter des Lehrstuhls für Gießereitechnik an der Universität Magdeburg. „Die Herstellung der Scheibe war eine absolute Meisterleistung. Die bronzezeitlichen Handwerker verfügten über ungeheuer komplexes Wissen in den Bereichen Gusstechnik, Schmieden, Oberflächenbearbeitung und Kunsthandwerk.“ Die vor sechs Jahren entdeckte Himmelsscheibe ist die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Die Goldauflagen zeigen ein Schiff, Sonne, Mond, Sterne und als Ansammlung von sieben Goldpunkten den Sternenhaufen der Plejaden. Am Rand der Scheibe sind zwei Bögen, so genannte Horizontbögen, zu sehen.

„Wir haben eine kleine Tür in die Welt der technischen Geheimnisse der bronzezeitlichen Handwerker aufgestoßen“, sagt der Archäologe und Chemiker ChristianHeinrich Wunderlich vom Landesamt für Archäologie in Halle. Die Innenaufnahmen bewiesen, dass die Scheibe tatsächlich zunächst gegossen und dann geschmiedet wurde. „Außerdem konnten wir anhand der vergrößerten Aufnahmen auch Herstellungsfehler erkennen, die einem bronzezeitlichen Handwerker mit Sicherheit nicht passiert wären, wenn er die Himmelsscheibe als Massenware produziert hätte.“ So sei die Rückseite der Goldauflagen von vielen Spannungsrissen durchzogen, die wie Blitze aussehen. Die Forscher schlussfolgern daraus, dass die Himmelsscheibe ein Einzelstück ist.

Die Entdeckung wurde mit Hilfe eines Computertomographen möglich. „Der Vorteil dieser Methode ist, dass das Innenleben der Scheibe ohne Zerstörungen an dem Fund erforscht werden kann“, sagt Hans-Christoph Saewert, der die Untersuchungen mit dem Tomographen leitete. „Die Himmelsscheibe wurde komplett digitalisiert und wir haben dabei hunderte Bilder erhalten.“ Die Forscher untersuchten auch zwei bei der Scheibe gefundene Bronzeschwerter und machten dabei eine erstaunliche Entdeckung: „Das Innere der beiden Klingen ist löchrig wie ein Schweizer Käse“, sagt Wunderlich. „Das waren reine Prunkschwerter, die zum Kampf nicht taugten, weil ihre Klingen sofort zerbrochen wären.“

Die extrem glatte Oberfläche der Schwertklingen sei von den bronzezeitlichen Meistern durch viele tausende von feinen Schlägen mit winzigen Meißeln aus Bronze erzeugt worden. Mit dieser Technik seien die Menschen ihrer Zeit weit voraus gewesen. dpa

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