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Gesundheit: Kalenderblatt: Der Tramp wird erwachsen

Heute vor 65 Jahren, am 5. Februar 1936, feierte der Film "Modern Times" ("Moderne Zeiten") im New Yorker Filmtheater "Rivoli Theatre" Premiere.

Heute vor 65 Jahren, am 5. Februar 1936, feierte der Film "Modern Times" ("Moderne Zeiten") im New Yorker Filmtheater "Rivoli Theatre" Premiere. Der Streifen - Regie, Buch, Produktion: Charlie Chaplin - ging als bitterkomische Kritik an der Industriegesellschaft in die Filmgeschichte ein. Und zum letzten Male trat Chaplin als "Tramp" vor die Kamera. So hieß sein erster Film von 1915, der das Kostüm zu Chaplins bis heute unverwechselbaren Markenzeichen machte: Bärtchen, zu großer Anzug und zu große Schuhe, ein Gehstöckchen. Der Tramp, der 21 Jahre lang mit Slapstick sein Geld verdient hatte, war erwachsen geworden und wagte sich kritisch an die Probleme seiner Zeit. Und er tat dies mit altertümlichen Mitteln: denn obwohl sich Hollywood längst dem Tonfilm verschrieben hatte, ist "Moderne Zeiten" in dieser Hinsicht ein unmoderner Film. Es werden nur Geräusche erzeugt, sprechende Schauspieler gibt es nicht. Chaplin arbeitet weiter mit Zwischentiteln.

Mitte der 30er Jahre: Die Wirtschaftskrise in den USA ist auf ihrem Höhepunkt, viele Amerikaner leben im Elend. 15 Millionen Menschen sind arbeitslos. Diejenigen, die einen Job haben, sind so froh darüber, dass sie nicht den Mut haben, gegen die massive Ausbeutung aufzubegehren. Effizienz regiert. Die - von Ford zur Perfektion getriebene - Fließbandproduktion setzt sich mit Macht besonders bei den großen Autofirmen in Detroit durch. Die Arbeiter sind nur noch bloße Anhängsel der Maschinen. Immer die selben simplen Handgriffe. Das Band taktet ihr Leben.

In seinem Film spielt Chaplin einen Fließbandarbeiter, der über die Monotonie seiner Tätigkeit den Verstand verliert. Nach einem grotesken Tanz durch die Fabrikhalle landet er schließlich in einer Nervenheilanstalt. Berühmt wurde die Szene, in denen Chaplin wie ein Irrer schraubend durch die Zahnräder einer gigantischen Maschine gleitet. Die Technik verschlingt den Menschen.

In seiner Autobiographie berichtet Chaplin, dass ihn ein junger Zeitungsreporter auf die Idee für den Film gebracht hatte. Der Journalist erzählte ihm von dem Fließbändern in Detroit, und von den Arbeitern, die die Großindustrie in ländlichen Gebieten anwarb. Die jungen Burschen waren nach fünf Jahren Fließband meist geistig und körperlich am Ende.

Man warf Chaplin vor, der Film sei kommunistische Propaganda. Zwar konnte der Film in der ersten Woche noch passable Zuschauerzahlen vorweisen, doch in der zweiten Wochen brachen die Zahlen ein. In Deutschland und Italien wurde seine Aufführung sogar verboten. Doch inzwischen wird "Moderne Zeiten" zu den hundert besten Filme aller Zeiten gezählt.

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