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Gesundheit: Kalenderblatt: Krieg dem Gestank - Eine Kanalisation für Berlin

Heute vor 128 Jahren, am 6. März 1873, beschloss die Berliner Stadtverordnetenversammlung, Schluss zu machen mit dem pestilenzartigen Gestank, der über der Stadt lag.

Heute vor 128 Jahren, am 6. März 1873, beschloss die Berliner Stadtverordnetenversammlung, Schluss zu machen mit dem pestilenzartigen Gestank, der über der Stadt lag. Man beauftragte den Baustadtrat James Hobrecht mit der Anlage einer Kanalisation.

Damit war Berlin keineswegs ein Vorreiter unter den europäischen Metropolen. Während zum Beispiel London schon seit 1826 seine Abwässer unterirdisch aus der Stadt hinausführte und Paris seit 1853, liefen in der preußisch/deutschen Hauptstadt Schmutzwasser, Küchenabfälle und zum Teil auch Fäkalien durch offene, etwa 50 Zentimeter breite und 60 Zentimeter tiefe Gräben (Rinnsteine) durch die Straßen.

Hobrecht hatte schon 1862 eine Kanalisation vorgeschlagen. Gemeinsam mit dem Arzt Rudolf Virchow, der in den Rinnsteinen eine Gefahr für die Volksgesundheut sah, kämpfte er um die Verwirklichung des Planes. Elf Jahre später konnte er endlich ans Werk gehen. Er konstruierte ein System von Abflussrohren, die die Abwässer der Stadt auf so genannte Rieselfelder im Umland ableiteten. Der Gestank verlagerte sich von innen nach außen.

Der Baustadtrat entwarf ein Rohrnetz, das in zwölf voneinander unabhängige Untergebiete unterteilt war, so dass bei Störungen nicht sofort das gesamte Netz zusammenbrach. Die Abwässer wurden durch gebrannte und glasierte Tonröhren geleitet, den dafür nötigen Druck erzeugten dampfkraftgetriebene Pumpstationen.

Jedes der zwölf Entwässerungsgebiete sollte ein eigenes Rieselfeld erhalten, weshalb Berlin von 1874 an Landgüter der Umgebung aufkaufte. 1876 gingen die ersten Anlagen in Betrieb - 1893 waren alle zwölf Radialsysteme fertiggetellt, die Rieselfelder erstreckten sich auf über 2000 Hektar. Bis 1915 wuchs diese Fläche auf etwa 18 000 Hektar an.

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