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Gesundheit: Keine Chance für kleine Unis

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Nun ist die Katze aus dem Sack: Zehn Universitäten haben die erste Runde überstanden und können Elitehochschulen werden. Das Bemühen, eine Differenzierung in der Hochschullandschaft zu erreichen, ist begrüßenswert. Jedermann wusste, dass es Leistungsunterschiede innerhalb der Fächer gibt. Man weiß aber auch, dass selbst bei den Universitäten, die als leistungsstark gelten, nicht alles Gold ist. Ebenso ist bekannt, dass auch weniger renommierte Einrichtungen Glanzlichter haben. Dies wird erkennbar, wenn man die Ergebnisse der anderen Disziplinen, an den Forschungszentren und den Doktorandenschulen, betrachtet.

Da bei der Auswahl der als Ganzes zu fördernden Institutionen auch quantitative Aspekte berücksichtigt wurden, hatten kleinere Unis keine Chance. Das macht das Verfahren problematisch und angreifbar. So kann es sein, dass eine Universität als ganze in die 1. Liga gelangt, die neben einer größeren Zahl erfolgreicher Fächer auch einige eher durchschnittliche aufweist. Diese segeln dann im Windschatten der anderen mit. Solche Fächer können an anderen Unis, die aus quantitativ-strukturellen Gründen nicht zum Zuge kommen, erheblich besser sein.

Das Beispiel zeigt, dass der Methode Planwirtschaft anhaftet. Als die vorige Bundesregierung 2004 die Diskussion um Spitzenunis anstieß, war sogar von der Gründung einer solchen Einrichtung die Rede. Als ob sich das so einfach planen lässt. Eliteunis müssen sich entwickeln; sie müssen wachsen. Auch Harvard ist nicht „erfunden“ worden, sondern über lange Zeit zu dem geworden, was es ist.

Das jetzt gewählte Verfahren bringt die Gefahr einer Differenzierung mit sich, die es so nicht gibt. Wir haben nicht Universitäten 1. und 2. Klasse, sondern Einrichtungen mit mehr oder weniger hervorragenden Disziplinen. Wenn sich aus sechs Bundesländern keine Hochschule für den Wettbewerb als Spitzenuniversität gemeldet hat und weitere fünf Länder leer ausgehen, bedeutet dies nicht, dass dort keine außergewöhnlichen Leistungen zu verzeichnen sind. Deshalb wäre es besser zu fragen, wo welche Disziplinen besonders gut vertreten werden, nicht aber den Anschein zu erwecken, Universitäten als Ganzes seien entweder gut oder mäßig.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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