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Gesundheit: Klare Linie zwischen Krieg und Republik

Das Verhältnis von Protestantismus und Politik hat viele Facetten, und oft überwiegen dabei die problematischen Seiten so, dass die produktiven davon fast verdeckt werden. Deutschland zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, in den letzten Jahrzehnten des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik ist ein gutes Beispiel dafür.

Das Verhältnis von Protestantismus und Politik hat viele Facetten, und oft überwiegen dabei die problematischen Seiten so, dass die produktiven davon fast verdeckt werden. Deutschland zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, in den letzten Jahrzehnten des Kaiserreichs und in der Weimarer Republik ist ein gutes Beispiel dafür. Auf die wissenschaftliche wie politische Ergiebigkeit dieser Geschichts-Phase lenkt der diesjährige Hans-Rosenberg-Gedächtnis-Preis den Blick, den der Berliner Historiker Heinrich August Winkler und seine Frau Dörte ins Leben gerufen haben, um Nachwuchswissenschaftler zu fördern. Am Montagabend in der Friedrich-Ebert-Stiftung verliehen, zeichnete er eine Arbeit aus, die, so der Titel, „Adolf von Harnack und die deutsche Politik 1890-1930“ zum Thema hat.

Dessen Relevanz und Brisanz signalisierte schon der Laudator. Wolfgang Huber, Landesbischof von Berlin und Brandenburg und EKD-Ratsvorsitzender, umriss die große Gestalt: den Theologen, den Wissenschaftsorganisator, der die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die heutige Max-Planck-Gesellschaft, initiierte, und den wachen politischen Zeitgenossen. Der Preisträger, Christian Nottmeier, Historiker und Theologe, bedankte sich mit einem Vortrag, in dem er den Weg des kaisertreuen, aber liberalen Theologen mit dem von Reinhold Seeberg verglich, einem Theologen aus der gleichen Generation. Beide Professoren an der Berliner Universität, beide übrigens auch Balten, verdeutlichen sie die unterschiedlichen Möglichkeiten protestantischen Denkens in dieser Schlüsselphase deutscher Geschichte.

Denn Adolf von Harnack vermochte es, in den gewaltigen Spannungen seiner Zeit, vom Wilhelminismus über die tiefe Zäsur des Weltkriegs bis zur Weimarer Republik, eine Linie zu bewahren, in der sich Vernunft, Ausgleich und Offenheit für Bewegung verbanden. Gerade der Vergleich mit Seeberg, der am Ende in ein rechtes Fahrwasser geriet, zeigt, was für eine große Leistung dieses Leben ausmachte. Allerdings, so merkte Nottmeier an, blieb von Harnack aufs Ganze des damaligen Deutschlands gesehen doch in der Minderheit.

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