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Gesundheit: „Klein und fein“ mit 500 Euro Studiengebühren im Monat Berlin bekommt eine neue Privat-Fachhochschule mit Wirtschaftsstudien/ Schwerpunkt: Türkei

„OTA-Hochschule - anders Studieren!“ – mit diesem Motto präsentiert sich Berlins neue private Fachhochschule.

„OTA-Hochschule - anders Studieren!“ – mit diesem Motto präsentiert sich Berlins neue private Fachhochschule. Erst vor zwei Wochen von Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) anerkannt, soll ihr Lehrbetrieb in Berlin-Lichtenberg zu diesem Wintersemester starten. Zunächst werden nur 80 Studenten die neue Hochschule „einweihen“. Sie können – noch ohne Gebühren zu zahlen – zwischen zwei Studiengängen wählen: „Wirtschaft/Business Administration“ sowie „Information und Kommunikation“. Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll jedoch die familiäre Atmosphäre weichen, wenn bis zu 1500 Studierende an der OTA-Hochschule lernen. Eine „Massenuni“ wolle man allerdings trotzdem nicht werden, meint der Gründer Erman Tanyildiz: „Klein, aber fein“.

Um das zu erreichen, wollen die Initiatoren neue Wege gehen: Projektarbeit statt Frontalunterricht soll die Ausbildung prägen; denn „die Hälfte des Studienerfolges produzieren die Studenten selber“.

Berufspraxis gefragt

Der Anwendungsbezug des Gelernten steht dabei im Vordergrund. Es ist daher geplant, Praxisphasen in das Studium zu integrieren, statt erst am Ende Praktika anzuschließen. „Die Industrie will junge Leute mit Berufserfahrung“, weiß der Unternehmer Tanyildiz.

„Wir wollen nicht bloß Abklatsch der vielen privaten Business-Schools sein, die überall aus dem Boden sprießen“, so der Berliner Ehrenbürger Edzard Reuter, der den Vorsitz des Hochschulrats der OTA-Hochschule übernommen hat. Um diese hochgesteckten Ziele zu erreichen, sieht das Konzept auch vor, dass mindestens die Hälfte der Studierenden nicht aus deutschen Familien kommt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Verbindung zur Türkei, die eine „profilbildende Rolle“ spielen soll: Ein Viertel der Studenten soll später dorther kommen. Internationalität wird groß geschrieben an der OTA. Daher sind alle Studiengänge für die Zukunft vollständig in Englisch geplant, um Studenten aus aller Welt anzusprechen. Vorgesehen sind auch Masterstudiengänge und ein Studienkolleg in Istanbul. „Es liegt schließlich in unserem eigenen Interesse, kreative Potenziale auszuschöpfen, die aus dem Zusammensein von Menschen verschiedener Kulturen entstehen“, so Edzard Reuter. Der Ex-Vorsitzende von Daimler-Benz muss es wissen: Er ist in der Türkei aufgewachsen und zur Schule gegangen.

Die „Notebook University“, wie der Gründungsrektor und Volkswirt Jürgen Kunze die OTA nennt, hat vor allem ein Ziel: „Wir wollen nicht Spezialisten ausbilden, sondern Kompetenz für breite berufliche Aufgaben vermitteln.“ So kann der BWL–Student zusätzlich zu seinen „Kernfächern“ spezielle Kurse wie Marketing, Kommunikations- oder Personalmanagement belegen, um damit über den „fachlichen Tellerrand“ zu schauen. Im Rahmen des Studiums kann (und sollte) er sich sogar mit philosophischen und sozialwissenschaftlichen Themen beschäftigen, entsprechende Kurse werden angeboten.

„Wir wollen ernsthaft den Versuch unternehmen, das Studium zu verändern“, beschreibt Kunze die Idee der „Reformhochschule“. Dazu gehört auch, dass die Studenten in eintägigen „Assessments“ ausgewählt werden, nach Engagement, Offenheit und Leistungsbereitschaft: „Bei uns zählt nicht nur die Abitur-Note.“ Als Gegenleistung erhalten die Studenten dafür eine praxisnahe Ausbildung, die innerhalb von drei Jahren zum Bachelor-Abschluss führt. Das soll vor allem durch intensive Betreuung und kleine Lerngruppen möglich werden. Weiterhin sollen vier von zehn Dozenten aus der Wirtschaft kommen und „praktisches Know-How“ mitbringen.

20 000 Euro Studiengebühren

Und die Finanzierung? „Ganz ohne öffentliche Mittel“, betont Tanyildiz. Der Unternehmer ist Gründer der „Stiftung für berufliche Bildung OTA-Tanyildiz“, die auch Träger der Fachhochschule ist. Als „Musterbeispiel für zivilgesellschaftliche Initiative“, beurteilt Reuter Tanyildiz’ Engagement. Je zur Hälfte sollen die Kosten aus Studiengebühren und Stiftungsgeldern bestritten werden – abgesichert durch die Trägerschaft der Stiftung sind auf diese Weise bisher erst 240 Studienplätze. Später müssen weitere private Partner, aus der Industrie beispielsweise, gewonnen werden. Rund 20 000 Euro Studiengebühren kommen auf die Studenten damit zu – etwa 500 Euro pro Monat. An einer „ideologischen Diskussion“ über Studiengebühren will sich Reuter nicht beteiligen: „Für Bedürftige gibt es Finanzierungswege“ – zum Beispiel Stipendien oder Kredite. Ob damit jedoch die erwünschte kulturelle und soziale Mischung gegeben sein wird, ist fraglich.

Bernd Helm

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