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Gesundheit: Kleinwuchs lässt sich nur selten behandeln - Früherkennung wichtig

Wenn Kleinwuchs bei Kindern frühzeitig entdeckt wird, lassen sich zumindest Folgeerkrankungen bis hin zu Querschnittslähmungen vermeiden. Die Wachstumsstörung selbst ist dagegen nur in einigen Fällen zu beheben und muss meist als eine Spielart des Lebens akzeptiert werden.

Wenn Kleinwuchs bei Kindern frühzeitig entdeckt wird, lassen sich zumindest Folgeerkrankungen bis hin zu Querschnittslähmungen vermeiden. Die Wachstumsstörung selbst ist dagegen nur in einigen Fällen zu beheben und muss meist als eine Spielart des Lebens akzeptiert werden. Darauf haben jetzt Facharztverbände und Betroffene am Rande ihrer ersten gemeinsamen Tagung hingewiesen, die an diesem Wochenende in Bremen stattfindet.

Als kleinwüchsig gelten Menschen, die höchstens 1,50 Meter groß werden. Manche erreichen sogar nur 70 Zentimeter. Der Bremer "Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien" (BKMF), der 2500 Mitglieder vertritt und eine Beratungsstelle unterhält, schätzt die Zahl der Betroffenen in Deutschland auf 100 000 und nennt 450 verschiedene Ursachen für diese Art von Behinderung. Die wichtigsten Gründe seien familiäre Veranlagung, Fehlentwicklungen bei der Knorpel- und Knochenbildung sowie der Mangel an Wachstumshormonen.

Bei letzterer Störung würden gute Erfolge mit einer Hormontherapie erzielt, berichtete der Bremer Kinderkliniksdirektor Gunter Simic-Schleicher. Schwierig sei dagegen die Behandlung bei gestörter Knochenbildung. Man könnte zwar die zu kurz geratenen Arm- oder Beinknochen aufschneiden und durch kontinuierlichen Zug um 10 bis 15 Zentimeter verlängern, "aber diese Eingriffe dauern endlos lange und sind mit starken Qualen verbunden", warnte die kleinwüchsige BKMF-Psychologin Susanne von Daniels. Nach Ansicht von Verbandsgeschäftsführer Karl-Heinz Klingebiel sind Hausärzte oft überfordert, wenn sie Kleinwuchs erkennen und richtig behandeln sollen. Der 1,90 Meter große Vater eines kleinwüchsigen Sohnes empfiehlt deshalb, Spezialisten einzuschalten. Der BKMF und die auf der Tagung vertretenen Ärztefachverbände setzten sich dafür ein, in ganz Deutschland etwa zwanzig Diagnose- und Behandlungszentren einzurichten. Das müsse nicht viel kosten, denn oft reiche es, wenn nebeneinanderher arbeitende Einzelfachleute sich vernetzten, meinte der Magdeburger Kinderarzt Klaus Mohnike.

Mehr Unterstützung wünscht sich der BKMF von den Krankenkassen. Es sei für Betroffene oft schwierig, den Besuch bei auswärtigen Spezialisten oder die Anschaffung besonderer Hocker bezahlt zu bekommen, klagte Geschäftsführer Klingebiel.

Um Früherkennung und Behandlung zu verbessern, wurde auf der Tagung ein einheitliches Diagnose- und Behandlungsmodell vorgestellt. Es soll einerseits verhindern, dass unnötig operiert wird - zum Beispiel, weil bei einem kleinwüchsigen Kind mit typisch vergrößertem Kopf ein Wasserkopf vermutet wird. Andererseits soll aber auch gewährleistet werden, dass dringend nötige Eingriffe nicht versäumt werden: etwa wenn als Folge einer Knochenwachstumsstörung der Wirbelsäulenkanal zu eng ist.

"Man darf aber nicht alles nur mit ärztlichem Blick betrachten", mahnt BKMF-Psychologin von Daniels. Geschäftsführer Klingebiel findet es besonders wichtig, das Selbstbewusstsein der Betroffenen zu stärken und die Gesellschaft daran zu gewöhnen, dass Kleinwüchsige "normal intelligent" seien und die meisten Berufe ausüben könnten.

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