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Gesundheit: „Klotzen, nicht kleckern“

Der neue Chef der Berliner ESMT erklärt, wie er seine Wirtschaftshochschule ausbauen will

Herr Röller, Sie treten am 1. September als neuer Präsident der privaten Berliner Wirtschaftshochschule ESMT an. Können wir wirklich gratulieren?

Ja, warum nicht? Es ist eine faszinierende Herausforderung, eine internationale Businessschule mit Sitz Berlin aufzubauen. Das hat es in dieser Form in Deutschland noch nicht gegeben.

D ie ESMT, die 2002 von 25 großen deutschen Unternehmen als Kaderschmiede für den Wirtschaftsnachwuchs gegründet wurde, scheint bisher aber eine einzige Kette von Pannen zu sein. So startete der Studienbetrieb viel später als geplant.

Das sind nicht alles Pannen gewesen. In relativ kurzer Zeit ist für ein so großes Projekt schon viel passiert. Es gilt nun, die Schule kraftvoll nach vorne zu treiben.

Die ESMT will sich an Harvard und Yale messen. Bisher haben Sie einen Master-Studiengang und einige Weiterbildungskurse. Sind Sie statt einer Elite-Uni nicht eher eine Weiterbildungsakademie?

Das mit Harvard habe ich auch gelesen, aber das ist natürlich Quatsch. Das hat die ESMT auch nie behauptet. In Deutschland kann nicht innerhalb von zwei oder drei Jahren eine Harvard Business School entstehen. Es ist auch gar nicht sinnvoll, Harvard nachzuahmen. Wir müssen unser eigenes Profil schärfen.

Wie soll das aussehen?

Wir wollen zwei Forschungsfelder aufbauen. Ein Thema soll Wettbewerbsfähigkeit, Wettbewerbs- und Industriepolitik sein. Das ist mein Bereich, ich bin bisher in Brüssel als Chefökonom der EU für die Fusionskontrolle und Marktmissbrauch zuständig. Hier werde ich ein Kompetenzzentrum aufbauen, das es so in Europa bisher noch nicht gibt. Beim zweiten Bereich soll es um Technologie und Management gehen.

Das Ziel der ESMT lautet, dass 50 Professoren etwa 300 Studierende unterrichten. Bisher sind es 12 Professoren und 29 Studenten. Ist das Ziel womöglich zu hoch gegriffen?

Wir müssen jetzt klotzen und nicht kleckern. In den nächsten zwei, drei Jahren sollte die Anzahl der Professoren verdoppelt oder sogar verdreifacht werden. Langfristig sind 50 Professoren nicht unrealistisch. Langfristig müssen wir auch ein Doktorandenprogramm haben, wenn wir als wissenschaftliche Hochschule ernst genommen werden wollen.

Wie wollen sie Top-Wissenschaftler für eine unbekannte Hochschule rekrutieren?

Erst einmal mit meinem Namen. Dann werden wir ein Modell aufbauen, in dem wir Forschung und Praxis sehr eng verknüpfen. Wir werden mehr nicht-deutsche als deutsche Professoren berufen und werden uns mit den Gehältern auf dem internationalen Niveau bewegen.

Die Unternehmen wollten 130 Millionen Euro in eine Stiftung einzahlen, mit deren Zinsen der Hochschulbetrieb finanziert wird. Bisher sind aber nur 80 Millionen zusammengekommen. Kann ein umfangreicher Studienbetrieb so bezahlt werden?

Das Stiftungsziel war von Anfang an, 100 Millionen Euro an Geldern zu generieren. 80 Millionen sind an Stiftungskapital zusammengekommen, die übrigen 20 Millionen in das laufende Geschäft geflossen. Die Finanzierung ist ein Thema, bei dem wir weiterhin aktiv sein müssen. Wir haben die Unterstützung der Sponsoren, um das Projekt so umzusetzen, wie ich mir das vorstelle.

D ie Fragen stellte Tilmann Warnecke.

LARS-HENDRIK RÖLLER (48) leitet künftig die European School of Management and Technology (ESMT) am Schlossplatz. Bisher war er bei der EU, davor an der HU Berlin.

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