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Gesundheit: Knapp der Katastrophe entronnen

Wie es zu den Explosionen im Atomreaktor Brunsbüttel kam

Das Kernkraftwerk Brunsbüttel liegt seit Monaten still. Und es wird in absehbarer Zeit nicht wieder ans Netz gehen. Die Anlage ist in der Vergangenheit mehrfach knapp an einem schweren Unfall vorbeigeschrammt, wie sich nach und nach herausstellt.

Am 14. Dezember wurde bei einer Wasserstoffexplosion eine Leitung des Reaktors auf drei Metern Länge völlig zerfetzt. Doch das war nur die bis dahin schlimmste derartige Explosion. Wie Schleswig-Holsteins Energiestaatssekretär Wilfried Voigt nun bekannt gab, hatte es bereits vor zehn Jahren einen ähnlichen Störfall gegeben, bei dem ein Rohr beschädigt worden war.

Keiner der Kraftwerksexperten hatte damit gerechnet, dass es in einem deutschen Reaktor zu einem so ernsten Unfall kommen könnte. Die Siedewasserreaktoren galten als sicher. In ihnen wird Wasser zum Sieden gebracht, der entstehende Dampf direkt an einen Turbine weitergeführt.

Die radioaktive Strahlung im Reaktorbehälter kann jedoch, wie Fachleuten bekannt ist, Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zersetzen. Der Wasserdampf reißt dieses gefährliche Gasgemisch mit. Wenn es sich irgendwo als Knallgas sammelt, besteht die Gefahr einer Explosion. Deswegen wird das Knallgas üblicherweise mit Hilfe von reaktionsfreudigen Stoffen wie Platin oder Palladium neutralisiert, sobald seine Konzentration eine Schwelle überschreitet.

In Brunsbüttel sammelte sich das explosive Gas trotzdem. Und zwar in einer ominösen Leitung, die es auch nur in diesem einen Reaktor gibt: einer Deckelsprühanlage. Mit ihr kühlten die Betreiber den Deckel des Reaktors, wenn das Kraftwerk heruntergefahren wurde, um Brennelemente zu wechseln. Unter Kühlung ließ sich der Deckel mehrere Stunden früher abheben. Die eingesparte Zeit brachte den Betreibern Millionen ein.

Doch in der hoch liegenden, recht kühlen Leitung der Sprühanlage, in der der Wasserdampf kondensierte, reicherte sich das Knallgas im Verlaufe von Wochen und Monaten unbemerkt an. Am 14. Dezember 2001 zerbarst die Leitung einige Meter vom Reaktordeckel entfernt. Wäre sie direkt über dem Deckel explodiert, hätte es zu einem Leck im Reaktorbehälter kommen können. Der Katastrophe ist man offenbar nur mit Glück entronnen. Thomas de Padova

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