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Gesundheit: Köhler will Hauptschulen erhalten

Bundespräsident zeichnet vorbildliche Projekte aus

Bundespräsident Horst Köhler hat sich gegen neue „polarisierende Diskussionen über einzelne Schulformen“ ausgesprochen. Man dürfe die Schulen nicht von „einer Reform zur nächsten hetzen“, sagte Köhler gestern bei der Verleihung des Hauptschulpreises 2007 im Schloss Bellevue. Er wandte sich gegen die immer wieder von Pädagogen und Bildungspolitikern geäußerte Forderung, Hauptschulen abzuschaffen und die Schüler bis zur zehnten Klasse in Gemeinschaftsschulen zu unterrichten. Er setze vielmehr darauf, die „Hauptschule von ihrem negativen Image zu befreien“ und mehr Geld „auf allen Ebenen des Bildungssystems“ zu investieren. Der Hauptschulpreis, der zum fünften Mal von der Hertie-Stiftung vergeben wurde, zeige, „welche eindrucksvollen Leistungen an Hauptschulen möglich sind“.

Den mit 15 000 Euro dotierten ersten Platz belegte in diesem Jahr die Möhnesee-Schule in Nordrhein-Westfalen. Sie bietet ihren 250 Schülern ein Programm zur Berufsorientierung, das eine „Potenzialanalyse“, Praktika und Bewerbungstrainings beinhaltet. Zwei Drittel der Schüler fänden nach dem Abschluss einen Ausbildungsplatz, sagt die Schulleitung. „Viele Firmen haben aber noch Vorurteile gegenüber Hauptschülern“, sagte im Schloss Bellevue Jacqueline Quast, 15, die die neunte Klasse der Möhnesee-Schule besucht. Dass ihre Schule ausgezeichnet wurde, wolle sie künftig in Bewerbungen erwähnen. Auch Schüler und Lehrer der zweitplatzierten Hauptschule Weinbergerstraße in Bayern erhoffen sich von dem Preis „ein wenig Rückenwind“ bei der Ausbildungsplatzsuche. Die Schule bekommt 10 000 Euro. An der Grund- und Hauptschule Schafflund in Schleswig-Holstein, die den dritten Preis (5000 Euro) gewann, seien im letzten Jahr alle Absolventen in eine Ausbildung oder an eine weiterführende Schule gewechselt, lobte die Jury. Die Berliner Carl-Friedrich-Zelter-Schule belegte im Bundeswettbewerb den sechsten Platz.

Kritik übte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Politik versuche, „die Misere der Hauptschulen durch pompöse Preisverleihungen zu verkleistern“. Der Preis suggeriere, dass der Bildungserfolg an Hauptschulen nur eine Frage des Engagements der Lehrer sei. Nach Ansicht der stellvertretenden GEW-Vorsitzenden Marianne Demmer ist jedoch ein „durch und durch krankes Schulsystem“ schuld an den Problemen. Demmer, gelernte Hauptschullehrerin, forderte erneut die Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem.

Tina Rohowski

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