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Gesundheit: Kultivierte Delfine

Jungtiere gucken ihren Eltern Jagd-Tricks ab – offenbar beherrschen das aber nur die Weibchen

Dass Tiere Werkzeuge verwenden, ist nicht ungewöhnlich – sogar einige Insektenarten sind dazu fähig. Aber dass sie Werkzeuge erfinden und ihr Wissen an spätere Generationen weitergeben, ist bisher ausschließlich bei einigen Affen- und Vogelarten beobachtet worden.

Jetzt haben zwei Forscherteams unter der Leitung des Züricher Biologen Michael Krützen entdeckt: Die Flaschennasendelfine in der Shark Bay vor der Westküste Australiens bringen ihrem Nachwuchs technische Tricks bei. Zwar gelten die Tümmler seit jeher als intelligent, aber ein solches Verhalten hatte man selbst bei ihnen bislang noch nicht beobachtet.

Die Tiere haben sich eine clevere Jagdstrategie einfallen lassen: Wenn sie auf Beutesuche gehen, brechen sie vorher Schwämme vom Meeresboden ab, die sie sich über ihre Schnauze stülpen. So sind sie gegen die Stacheln der Seeigel geschützt. „Wir haben Delfine gesehen, die denselben Schwamm vier oder fünf Stunden lang benutzten“, sagt Krützen. „Er ist offenbar wertvoll für sie.“ Vor allem aber fiel Krützen auf, dass nur eine Minderheit die Technik beherrscht – von den 3000 Delfinen in der Shark Bay sind es gerademal 30 – und dass die ein Monopol der Weibchen ist.

Um herauszufinden, ob die Jagdstrategie genetisch bedingt ist, haben Krützen und seine Kollegen das Erbgut von 13 Schwämme verwendenden Delfinen mit der von 172 Delfinen verglichen, denen diese Technik fremd ist. Eindeutiger Befund: Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf irgendwelche Vererbungsmechanismen.

Den Gebrauch der Schwämme bringen die Weibchen vielmehr ihren Töchtern bei. „Wir nehmen deshalb an, dass das Fischen mit Schwämmen von einer weiblichen Vorfahrin vor relativ kurzer Zeit erfunden worden ist“, so Krützen. Das Verhalten wird also kulturell weitergegeben.

Bisher ist erst ein einziger männlicher Delfin auf die Idee gekommen, die Erfindung bei den Weibchen abzukupfern.Warum das so ist, ist noch nicht geklärt. Möglicherweise verschwenden die Männchen zu viel Zeit und Energie damit, paarungsbereite Weibchen aufzutreiben.

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