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Gesundheit: Langsame Lehrerstudenten

In Berlin braucht die Hälfte 17 Semester oder mehr zum Examen

Über die Hälfte der Berliner Lehramtsstudenten macht erst im 17. oder einem höheren Hochschulsemester Examen. Das zeigt eine Tabelle des Berliner Bildungssenators Klaus Böger (SPD), der die jüngsten Daten des Statistischen Landesamts – die aus dem Wintersemester 2001/02 – zugrunde liegen. Das durchschnittliche Eintrittsalter ins Referendariat liegt nach Angaben der Schulverwaltung bei 31 Jahren. Erst mit 36 Jahren nimmt der durchschnittliche Berliner Lehrer seinen Dienst in der Schule auf.

In Berlin kamen 52 Prozent erst nach 17 oder mehr Semestern zum Abschluss. An der Freien Universität waren es 60 Prozent, an der Technischen Universität 54 Prozent, an der Humboldt-Universität 47 Prozent und an der Universität der Künste 38 Prozent. Die besonders schlechten Zahlen der FU hängen aber damit zusammen, dass das Lehramtsstudium an der Humboldt-Universität erst in den letzten Jahren langsam aufgebaut wurde, so dass es hier noch nicht so viele Ultra-Langzeitstudierende gibt, sagt Dieter Lenzen, der zukünftige Präsident der FU.

Die TU wiederum hat etwas bessere Werte, weil hier die Berufsschullehrer, die an keiner anderen Uni in Berlin ausgebildet werden, den Durchschnitt heben: Nur acht Prozent brauchen in dem verschulten Studium besonders viel Zeit. Bei den angehenden Studienräten, die sich durch ein schlecht strukturiertes Studium arbeiten müssen, sind 44 Prozent im 17. Semester oder einem höheren, wenn sie abschließen.

Auch in anderen Bundesländern dauert das Lehrerstudium lange. Im Schnitt studieren angehende Studienräte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 14,4 Semester. Diese und die Berliner Zahl von über 50 Prozent Langzeitstudenten bezieht sich jedoch auf die Hochschulsemester, also auf die Zeit, die jemand insgesamt bis zum Examen an der Uni verbracht hat. Da viele Studierende zwischenzeitlich auf ein anderes Fach umsatteln, liegt die Zahl derjenigen, die 17 Semester und mehr bis zum Examen brauchen, etwas niedriger, wenn man nur die Fachstudiendauer betrachtet: nämlich bei 34 Prozent. Hier führt die Universität der Künste die Statistik mit 49 Prozent an, es folgen FU (40 Prozent), TU (35 Prozent) und fir Humboldt-Universität (27 Prozent).

Der für die Schule zuständige Bildungssenator Klaus Böger (SPD) sagte dem Tagesspiegel, die Zahlen zeigten, wie dringend die Reform des Studiums an den Universitäten sei, die zum Wintersemester 2004 geplant ist (siehe Tagesspiegel vom 16. Juni). Der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Bert Flemming, sagte: „Schuldzuweisungen sind schwierig.“ Neben den Studienbedingungen könne speziell in Berlin eine Rolle spielen, dass die Prüfungen beim Landesprüfungsamt als besonders schwierig gelten, so dass viele Studierende zögerten, sich anzumelden. Bekannt ist jedoch auch, dass die Lehramtsstudierenden in der Vergangenheit teilweise sehr lange Wartezeiten von bis zu über einem Jahr in Kauf nehmen mussten, um das Examen vor den Staatsprüfern abzulegen. Inzwischen hat das Amt jedoch auf Blockprüfungen umgestellt, um den Ablauf zu beschleunigen. So dürften die Studienzeiten der Berliner Lehramtsstudenten schon dadurch in Zukunft sinken.

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