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Gesundheit: Lehrer aus Neigung, nicht unter Druck

TURNERS THESEN zu Bildung und Politik Von Spitzenfunktionären der Wirtschaft wird vorgeschlagen, die Lehrerausbildung grundsätzlich anders zu gestalten: Das Referendariat soll entfallen, an seine Stelle tritt eine Trainee-Ausbildung wie sie in der Wirtschaft üblich ist. Die Idee ist richtig, aber nicht radikal genug.

TURNERS THESEN

zu Bildung und Politik

Von Spitzenfunktionären der Wirtschaft wird vorgeschlagen, die Lehrerausbildung grundsätzlich anders zu gestalten: Das Referendariat soll entfallen, an seine Stelle tritt eine Trainee-Ausbildung wie sie in der Wirtschaft üblich ist. Die Idee ist richtig, aber nicht radikal genug. Die Lehrerausbildung als solche sollte gänzlich abgeschafft werden.

Das Situation ist bekannt: Große Zahlen arbeitsloser Lehrer führen zu einem Rückgang der Studienanfänger. Nach einigen Jahren fehlt es dann an Pädagogen. Jetzt setzt eine Werbung für den Beruf ein, und bald gibt wieder zu viele Studenten … Eine Erscheinung, die aus der Agrarpolitik beim so genannten Schweinezyklus bekannt ist. Das Problem liegt darin, dass Lehrer nur als Lehrer ausgebildet werden und damit grundsätzlich auf eine entsprechende Verwendung angewiesen sind. Dies lässt sich nur verhindern, wenn der Zusammenhang von Ausbildung und einseitigem Einsatz aufgelöst wird.

Für die Übernahme (ob in den Vorbereitungsdienst oder in ein Trainee-Programm) kämen alle Kandidaten in Betracht, die Fächer studiert haben, für die Bewerber gesucht werden. Dass sie womöglich nicht Pädagogik belegt haben, kann ernsthaft nicht gelten. Warum soll das nicht während der praktischen Phase nachgeholt werden?

Auch der Einwand, der „Ein-Fach- Lehrer“ käme als Klassenlehrer nicht in Frage, weil er zu wenig Stunden in der betreffenden Klasse erteile, verfängt nicht. Dieses kommt auch jetzt schon vor. Im Übrigen: Wer Kombinationen absolviert, wie sie in den Magister-Studiengängen üblich waren und zukünftig mit Bachelor- oder Master-Abschluss möglich sein werden, verfügt über mindestens zwei Fächer.

Der Vorteil einer Neuerung für die Studierenden läge darin, dass sie sich nicht bereits vor Beginn des Studiums auf einen zukünftigen Beruf festlegen müssen. Haben sie später keine Möglichkeit Lehrer zu werden, haftet ihnen nicht der Makel an, sie hätten das, was sie eigentlich wollten, nicht erreicht.

Für den Staat als Monopolist bei der Einstellung entfällt der Druck, ausgebildete Lehrer, für die keine Stellen vorhanden sind, zu beschäftigen. Es ist in solchen Fällen so wie in anderen auch: Juristen, deren Ziel es war, Richter oder Angehöriger des öffentlichen Dienstes zu werden, kommen nicht auf den Gedanken, dass für sie Stellen geschaffen werden müssten. Lehrer, wollen sie ihr Berufsziel nicht verfehlen, sind grundsätzlich auf den Staat angewiesen.

Die Entkoppelung von Ausbildung und Beruf ist zum einen der beste Weg, das Dilemma des Wechsels von Überangebot und Mangel zu lösen. Zum anderen tritt eine Entkrampfung insofern ein, als es denjenigen, die feststellen, dass der Beruf ihnen nicht unbedingt „auf den Leib geschrieben“ ist, ohne Gesichtsverlust davon Abstand nehmen können.

Der einhellige Protest der Lehrerverbände gegen diesen Vorschlag kann als sicher angenommen werden.

Berlins Wissenschaftssenator a.d.

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