zum Hauptinhalt

Gesundheit: "Man muss seine Fähigkeiten kennen"

Was habe ich eigentlich in zahllosen Seminaren über Hegels und Schlegels Philosophie gelernt, was mich für die Berufswelt interessant macht? Welche praktischen Kompetenzen Geisteswissenschaftler im Studium erlangt haben, diskutierten Studenten mit Berufspraktikern an der Humboldt-Uni.

Was habe ich eigentlich in zahllosen Seminaren über Hegels und Schlegels Philosophie gelernt, was mich für die Berufswelt interessant macht? Welche praktischen Kompetenzen Geisteswissenschaftler im Studium erlangt haben, diskutierten Studenten mit Berufspraktikern an der Humboldt-Uni. Die Diskussionsrunde wurde vom Projekt "Sprungbrett" veranstaltet, das Praktika für Geisteswissenschaftler vermittelt.

Absolventen der Geisteswissenschaften sind sich gerade ihrer auf neudeutsch "soft-skills" genannten Komptetenzen nicht bewusst, die sie für Unternehmen aber durchaus interessant machen, war die einhellige Meinung auf dem Podium. "Wer seine Fähigkeiten gegenüber dem Unternehmen nicht überzeugend präsentieren kann, wird sich kaum gegen seine Mitbewerber durchsetzten können", sagte Jens Lohwieser, Mitglied der Redaktionsleitung der Berliner Zeitung. Wichtig seien für jedes Unternehmen vor allem Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, sich selbst und die eigenen Ideen zu präsentieren.

"Der einzelne Angestellte muss immer mehr Wissen verwalten können", bemerkte Andreas Goldbohm, der Sozialpädagogik studiert hat und jetzt bei Bertelsmann arbeitet. Dieser Trend komme Geisteswissenschaftlern entgegen, weil sie im Studium lernen, wie man sich neues Wissen strukturiert aneignet. Wer das beherrscht, wird beim Jobwechsel wenig Schwierigkeiten haben, sich in neue Aufgaben einzuarbeiten - und so für Unternehmen immer interessanter werden. "Das Wissen ist das Kapital des Arbeitsnehmers, je umfangreicher es ist, umso höher der Marktwert", meinte Goldbohm.

In der Diskusion tauchte immer wieder der Begriff von der "Welt da draußen" als Synomym für die Berufswelt auf. Die besorgten Studenten sprachen aus, was die Berufserfahrenen denn auch bestätigten. "Es besteht ein Defizit an praxisnaher Ausbildung", meint Andreas Goldbohm, das merke er an den Bewerbungen, die bei ihm eingingen. Dieses Defizit sei bei den Geisteswissenschaftlern offenbar noch größer als bei Informatikern oder Wirtschaftswissenschaftlern.

Doch die Experten konnten die Studierenden auch beruhigen: "Die vielfältigen Erfahrungen, die man im wenig verschulten geisteswissenschaftlichem Studium macht, fördern auch viele Fähigkeiten", sagte Jens Lohwieser. Allgemeinbildung, Selbstständigkeit und Flexibilität, wie sie im Studium gelernt werden können, seien gutes Handwerkszeug für die Wirtschaft.Die Initiative "Sprungbrett" im Internet

www2.rz.hu-berlin.de/inside/linguistik/institut/sprungbrett

Renate Koßmehl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false