zum Hauptinhalt

Gesundheit: Maul- und Klauenseuche: Warum nicht impfen?

Die Fernsehbilder von brennenden Tierkörpern erschrecken. Nachdem nun auch im Nachbarland Frankreich Tiere einer Herde an der Maul- und Klauenseuche erkrankt sind, die seit Wochen schon die britischen Inseln heimsucht, wird zudem die Frage nach dem Schutz der einheimischen Viehbestände immer drängender.

Die Fernsehbilder von brennenden Tierkörpern erschrecken. Nachdem nun auch im Nachbarland Frankreich Tiere einer Herde an der Maul- und Klauenseuche erkrankt sind, die seit Wochen schon die britischen Inseln heimsucht, wird zudem die Frage nach dem Schutz der einheimischen Viehbestände immer drängender. Viele fragen sich: Warum wird denn nicht geimpft?

In der Tat gibt es Vakzine gegen die Erreger aus der Familie der Picornaviren. In den 60er und 70er Jahren wurden denn auch flächendeckend alle Rinder gegen die Virus-Stämme geimpft, die in Europa hauptsächlich vorkamen. Unter nicht unbeträchtlichen Kosten konnten so drei von 60 Virus-Unterarten (Subtypen) erfasst und die Gefahren eingedämmt werden.

Hintergrund: Chronologie: Der jüngste Ausbruch der Seuche in Europa

Seit dem 31. März 1991 ist diese reguläre Impfung in der gesamten EU verboten. Neben den Kosten sprechen vor allem die Handelsnachteile dagegen. Denn geimpfte können von infizierten Tieren nicht sicher unterschieden werden, deshalb wollte kein MSK-freies Land aus Impfländern importieren. Ein Test, der diese Unterscheidung anhand der gebildeten Antikörper möglich macht, ist zwar inzwischen entwickelt, aber noch nicht auf dem Markt. Geimpft werden darf einstweilen in der EU nur noch im Rahmen einer nationalen Notstandsmaßnahme.

Doch haben wir nicht inzwischen einen solchen Notstand, und warum wird nicht zumindest in Großbritannien geimpft? "Eine Flächenimpfung zum Schutz der gesamten Population landwirtschaftlicher Nutztiere ist nicht praktikabel", gibt der Veterinärmediziner Matthias Kramer von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Wusterhausen zu bedenken.

Eher im Gespräch sind "Ringimpfungen", mit denen gewissermaßen ein schützender Gürtel um ein Gebiet gelegt werden könnte, in dem die Seuche ausgebrochen ist. Doch auch sie würden hohe logistische Anforderungen stellen. Zunächst muss der Subtyp des Virus im Labor sicher bestimmt werden, was einige Tage dauert, dann muss es gelingen, schnell Dutzende von Tierärzten und Helfern zu rekrutieren, um die Tiere in den Ställen zu impfen und zu kennzeichnen. Bei durchschnittlicher Bestandsdichte würden zwanzig bis vierzig Tierärzte mindestens eine Woche brauchen, bis sie im Umkreis von zehn Kilometern geimpft hätten.

Bis der Impfschutz bei den Tieren aufgebaut ist, dauert es mindestens fünf bis sieben Tage, erst nach zwei Wochen sind Antikörper sicher nachweisbar. "Bis sie das alles geschafft hätten, wären also schnell zwei bis drei Wochen ins Land gezogen." Und selbst wenn dann nicht andere Bestände in der Umgebung erkrankt sind, müssten die geimpften Tiere, die allesamt unverkäuflich wären, später wohl doch getötet werden. Trotzdem meint der Tierarzt, dass in betroffenen Regionen mit hoher Viehdichte eine Impfung zu überlegen sei.

aml

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false