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Gesundheit: Medizin nur noch an der Charité?

Zentrale Vergabestelle verwirrt Studienbewerber

Ende Juni schickte der 19-jährige Berliner Tim Ohletz seine Bewerbung für einen Medizin-Studienplatz zur Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) nach Dortmund. Als Erstwunsch kreuzte er die Freie Universität und als Zweitwunsch die Humboldt-Universität an. Einige Wochen später erhielt der verblüffte Abiturient einen Brief von der ZVS, in dem ihm mitgeteilt wurde: „Das Studienplatzangebot an der FU Berlin besteht nicht mehr. Das nunmehr an der HU Berlin Charité insgesamt vorhandene Studienplatzangebot in Medizin und Zahnmedizin ist deutlich geringer als die frühere Summe der Angebote beider Hochschulen.“

Der Brief stiftete nicht nur bei der Familie Ohletz Verwirrung, sondern bei Bewerbern aus dem gesamten Bundesgebiet. Wie kann es sein, dass man auf dem ZVS-Vordruck eine Wunsch-Uni ankreuzen darf, an der es – wie die ZVS dann mitteilt – gar keine Medizinstudienplätze mehr gibt? Des Rätsels Lösung: Die ZVS hat einen Fehler gemacht.

Denn natürlich gibt es an der Freien Universität noch eine Medizin – selbst wenn sie seit dem 1. Juni mit der an der Humboldt-Uni fusioniert ist, um Geld zu sparen. „Charité – Universitätsmedizin Berlin“ heißt die neue gemeinsame Fakultät. Es kann also keine Rede davon sein, dass es an der FU keine Medizinstudienplätze mehr für Erstsemester gibt. FU-Präsident Lenzen sieht die Sache gelassen: „Es ist nicht verwunderlich, dass es schon mal zu so einer Begriffsverwirrung kommen kann.“ Allerdings wundert es ihn, dass schon jetzt von Kürzungen der Studienplätze gesprochen wird: „Denn das ist noch gar nicht endgültig entschieden.“

Auch für diese Ungereimtheit gibt es eine Erklärung. Da die Medizin möglichst schnell Einsparungen erbringen muss, meldete die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft bereits im Vorgriff auf die Entscheidung reduzierte Studienplatz-Zahlen nach Dortmund zur ZVS: 300 Plätze für die Humanmedizin und 40 Plätze in der Zahnmedizin. Das sind 90 beziehungsweise 40 Plätze weniger als noch in den beiden letzten Semestern.

Diese Zahlen können sich allerdings bis zum Semesterbeginn noch einmal ändern, so dass es für einige Bewerber doch noch die Möglichkeit gibt, den begehrten Studienplatz in Berlin zu erhalten. Denn der Run auf die Hauptstadt-Plätze ist groß. Im letzten Jahr kamen auf einen Studienplatz an der Freien Universität 3,5 Bewerber und an der Humboldt-Universität sogar 7,3 Bewerber. Im Bundesdurchschnitt konkurrierten dagegen nur 2,8 Bewerber um einen Medizin-Studienplatz.

Sollte Tim Ohletz unter den Glücklichen sein, wird er einen ganz besonderen Studentenausweis erhalten, der die Fusion auf ganz einfache Art erklärt und in Zukunft vielleicht zu weniger Begriffsverwirrungen führt: Auf dem Papier sind die Embleme der Freien und der Humboldt-Universität zu einer Einheit verschmolzen. Ob dieses auch so problemlos in der Realität gelingt, wird allerdings die Zukunft zeigen müssen.

Sandra Löhr

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