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Gesundheit: Merk dir das

„Das Schwein ist der Schlüssel zum Bild“: Amerikanische Forscher untersuchen Gedächtnisstrategien

Es gibt Menschen mit einer beneidenswert guten Merkfähigkeit. Wichtige Namen, Zahlen, Daten, Telefonnummern haben sie einfach im Kopf. Psychologen wissen schon lange, dass mit guten Merkstrategien schon das meiste gewonnen ist. Ein amerikanisches Forscherteam hat sich jetzt gefragt, welche Merkstrategien am häufigsten angewandt werden und welche davon die erfolgreichsten sind. In der Fachzeitschrift „Neuron“ geben sie die Antwort: Verbale und visuelle Strategien sind die besten. Menschen, die ein gutes Gedächtnis haben, nutzen diese Strategien häufiger.

Hauptziel der Forscher war es, die Lernstrategien, die Menschen nutzen, und deren Beziehung zur Gedächtnisleistung zu bestimmen, erklärt Brenda Kirchhoff von der Washington University in St. Louis. Außerdem wollten sie und ihre Kollegen wissen, ob individuell unterschiedliche Lernstrategien auch verbunden waren mit individuellen Unterschieden in der Gehirnaktivität.

Die Forscher legten 29 Versuchspersonen im Alter zwischen 18 und 31 Jahren zahlreiche Bilder mit kombinierten Objekten vor. Eines der Bilder zeigte ein Schwein auf einem Schlüssel, ein anderes eine riesige Banane auf einem offenen Lastwagen. Den Teilnehmern wurde von vornherein gesagt, dass hinterher ihre Merkfähigkeit abgeprüft würde.

Es kristallisierten sich vier Hauptstrategien heraus: Eine genaue visuelle Inspizierung des Bildes mit seinen Objekten; eine wortbasierte Strategie, bei der die Betrachter versuchten, Sätze über die abgebildeten Objekte zu bilden; ein Szenario, in dem die Objekte wie in einem Ultra-Kurzfilm miteinander agierten (die Banane wird von der Ladefläche gekippt) und eine Abrufstrategie, bei der eine Verbindung zwischen den Objekten und persönlichen Erlebnissen hergestellt wird.

„Diejenigen Individuen, die die beiden zuerst genannten Strategien anwandten, hatten oft ein besseres Gedächtnis als die, die diese Strategien selten oder gar nicht nutzten“, sagt Kirchhoff. Es gebe große Unterschiede in der Nutzung von Strategien, wenn Menschen ihre Lerntechniken frei wählen können. Das Team habe auch festgestellt, dass einige Menschen mehrere Strategien anwenden, um neue Informationen aufzunehmen und zu behalten.

Während die Versuchspersonen sich die Bilder einprägten, beobachteten die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomografie. Dabei zeigte sich, dass die jeweilige Lernstrategie auch an der Gehirnaktivität ablesbar war. Diejenigen Probanden, die eine wortbasierte Strategie anwandten – beispielsweise „Das Schwein ist der Schlüssel zu dem Bild“ –, zeigten eine stärkere Gehirnaktivität in den linken vorderen Bereichen, die bei der Sprachverarbeitung eine wichtige Rolle spielen. Die Versuchspersonen, die sich mehr auf die Inaugenscheinnahme der Bilder konzentrierten, wiesen eine erhöhte Aktivität im linken hinteren Bereich des Gehirns auf, der zuständig ist für die Bildverarbeitung.

Diese Forschung ist nach Angaben von Kirchhoff eine der ersten, die die Gedächtnisleistung auf der Verhaltensebene und der Ebene der Gehirnaktivität zugleich untersucht. In weiteren Forschungsvorhaben wollen die beiden Wissenschaftler der Frage nachgehen, ob alte Menschen und solche, bei denen sich bereits Ansätze einer Demenz zeigen, andere Merkstrategien nutzen als junge, gesunde Menschen.

Doris Marszk

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