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Gesundheit: Naturwissenschaften: "Den Kindern wieder das Staunen beibringen"

"Naturwissenschaft - nein danke!" So haben immer mehr Schüler ihre Erfahrungen mit Physik und Chemie zusammen gefasst und diese Fächer so bald sie konnten abgewählt.

"Naturwissenschaft - nein danke!" So haben immer mehr Schüler ihre Erfahrungen mit Physik und Chemie zusammen gefasst und diese Fächer so bald sie konnten abgewählt. Unter dem Eindruck von Ingenieurmangel und steigenden Anforderungen an das technische Wissen wollen der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und die Lehrerorganisation Deutscher Philologenverband das nun ändern. Attraktiver Unterricht in Naturwissenschaft und Technik soll dafür die Grundlage schaffen und die Schüler begeistern. Rund 200 Teilnehmer beraten darüber an diesem Montag und Dienstag bei einem Kongress in Berlin.

"Damit die Schüler Lust an den Naturwissenschaften bekommen, müssen wir ihnen das Staunen beibringen", erläuterte der Vorsitzende des Philologenverbandes, und Schulleiter Heinz Durner. Experimente sollen im Unterricht eine wichtige Rolle spielen, möglichst schon in der Grundschule. "Weg von einer verrechneten Physik" lautet dabei die Devise. Durner: "Ein attraktiver Unterricht muss die Vorgänge in der Natur anschaulich machen, dann sind die Schüler auch fasziniert. Außerdem müssen wir ihnen zeigen, dass dieses Wissen gute berufliche Perspektiven eröffnet, um wieder mehr Schüler für diese Fächer zu gewinnen." Der erfahrene Schulleiter hat dabei klar vor Augen, dass junge Frauen bei den Abiturienten und Studenten bald in der Mehrheit sein werden. Viel mehr von ihnen müssten für technische Fächer angesprochen werden. "Über die Bionik oder die Biologie geht das", weiß Durner zu berichten.

Zwingende Gründe für mehr Engagement in Naturwissenschaft und Technik gibt es viele. Schon seit längerem wird beklagt, dass in den Großstädten kaum noch ein Oberstufen-Leistungskurs in Physik und Chemie zustande kommt. Die Studentenzahlen in Technik und Naturwissenschaft waren seit Anfang der 90er Jahre stark rückläufig. Der Fachkräftemangel in Technik und Naturwissenschaft, besonders in der Computerbranche, erzwingt nahezu ein Gegensteuern. VDI und Philologen haben ihre Grundpositionen dazu in einem gemeinsamen Memorandum zusammen gefasst. Dort heißt es: "Deutschland wird seinen Wohlstand und seine Position als Kultur- und Wirtschaftsstandort nur dann halten können, wenn es die Faktoren Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technik auf höchstem Niveau anstrebt. Der Wettbewerb der Zukunft wird ein Wettbewerb der Bildungs- und Ausbildungssysteme sowie der Kulturen sein. Dabei wird der Kampf weniger um Bodenschätze geführt als um die qualifizierten Arbeitskräfte."

Dabei kann die Wirtschaft nach Beobachtung von VDI-Präsident Hubertus Christ durchaus deutlicher definieren, welche Qualifikationen sie braucht. Auch bei der jetzt laufenden Cebit-Messe hätten sich dabei wieder Defizite gezeigt. Christ sieht für einen besseren Technik-Unterricht in der Schule auch noch zahlreiche ungenutzte Möglichkeiten zur Unterstützung für die Wirtschaft. "Patenschaften können übernommen und Geräte abgegeben werden. Außerdem können Schüler und Lehrer zu Exkursionen in die Unternehmen geholt werden." Für die Kontaktaufnahme soll eine Internet-Plattform entstehen.

Auch von erfolgreichen Beispielen kann der Ingenieur berichten. So hätten die 8000 Ingenieurinnen im Verband Mädchen die Möglichkeit zu Praktika geboten. Ergebnis: Viele von ihnen hätten sich im Anschluss für einen technischen Beruf entschieden, die meisten schon vorher ihren Notenschnitt in diesen Fächern deutlich verbessert.

Beide Verbände fordern einen höheren Stellenwert für Mathematik und Naturwissenschaften in der Schule. Ein Drittel der Unterrichtszeit soll dafür verwandt, der Unterrichtsstoff modernisiert und die Lehreraus- und -weiterbildung forciert werden. Begleitend zum Kongress zeigen zahlreiche Schülergruppen Ergebnisse guten Technik-Unterrichts - mit Experimenten, die auch funktionieren.

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