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Gesundheit: Neuer Studienführer des Centrums für Hochschulentwicklung über Ingenieurwissenschaften veröffentlicht

Die Technische Universität Berlin zählt sich gerne zu den deutschen Spitzenuniversitäten in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Diese Selbsteinschätzung trifft jedoch nach den Erhebungen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) nur in der Forschung zu.

Die Technische Universität Berlin zählt sich gerne zu den deutschen Spitzenuniversitäten in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Diese Selbsteinschätzung trifft jedoch nach den Erhebungen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) nur in der Forschung zu. Im Urteil der Studierenden schneidet die TU hinsichtlich der Lehre, Betreuung und Ausstattung meist ausgesprochen schlecht ab. Die Studiendauer ist in Berlin ohnehin mit am längsten in Deutschland. Dieses Urteil wurde auch durch den neuesten Studienführer des CHE bestätigt, der diesmal den Kernfächern der Technik gewidmet ist: der Architektur, dem Bauingenieurwesen, der Elektrotechnik, dem Maschinenbau und der Verfahrenstechnik. Bereits in dem 1999 veröffentlichten Studienführer zeigte sich in den Naturwissenschaften wie Physik, Mathematik und Chemie, dass die Berliner TU in der Forschung zwar im oberen Drittel liegt, im Gesamturteil der Studierenden und in der Studiendauer aber unter dem Durchschnitt rangiert.

Das Centrum für Hochschulentwicklung, das gemeinsam von der Hochschulrektorenkonferenz und der Bertelsmannstiftung getragen wird, veröffentlicht den Studienführer jetzt zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem Magazin "Der Stern", um Eltern, Abiturienten, Studenten und die Personalchefs von Firmen darüber zu informieren, wie die Studienfächer einzuschätzen sind. Das CHE zielt nicht wie die Magazine auf ein Ranking mit ersten Plätzen bis "ferner liefen". Beurteilt werden nach intensiven Befragungen von Professoren und Studierenden jeweils nur Fächer. Auch hier gibt es für die Einordnung nur drei Kategorien: über dem Durchschnitt, Durchschnitt und unter dem Durchschnitt. Subjektive Urteile, wohin die Professoren ihre Kinder zum Studium schicken würden, wie zufrieden Studierenden mit der Lehre und der Betreuung sind, werden mit objektiven Daten verbunden: Wie viele Drittmittel wirbt ein Wissenschaftler ein, wie viele PC-Arbeitsplätze sind vorhanden, was wird in die Ausstattung der Fächer investiert wird, wie ist die Bibliothek bestückt? Viele dieser Angaben kann man nicht der gedruckten Fassung des Studienführers entnehmen, wohl aber der beiliegenden CD-Rom (Preis 12,80 DM).

Dennoch hat das CHE erstmals ein Gesamturteil versucht: Die eigentlichen Spitzenuniversitäten, bei denen Forschung und Lehre vergleichbar günstig beurteilt werden, sind nach den Erhebungen des CHE in dem Kernfach Elektrotechnik die TU München, die TU Braunschweig, die Universität Stuttgart, die Uni Ulm, die Universität Karlsruhe, die TU Hamburg-Harburg und die TU Chemnitz. Die TU Berlin wird hier unterdurchschnittlich eingestuft. In Maschinenbau steht die Universität Stuttgart an der Spitze, gefolgt von der TU München, der TU Dresden, der Universität Karlsruhe, der Universität Kaiserslautern, der TU Darmstadt und der Universität Bremen. Auch hier rangiert die Berliner TU unter dem Durchschnitt.

Am Beispiel der TU Berlin zeigt sich, wie differenziert ein Ergebnis ausfallen kann: In der Elektrotechnik liegt die TU im Gesamturteil der Studierenden auf dem viertletzten Platz. In der Studiendauer mit 14,4 Semestern sogar auf dem vorletzten Platz. Hier ist die TU Dresden mit 11 Semestern Spitzenreiter. In der Forschung erreicht die TU Berlin aber bei der Einwerbung der Drittmittel pro Wissenschaftler mit 133 000 Mark die sechstbeste Stelle in Deutschland, also ein überdurchschnittliches Ergebnis.

Im Maschinenbau entsteht wieder die für die TU so typische Diskrepanz zwischen positiver Leistung in der Forschung und negativer Beurteilung durch die Studierenden: Bei der Einwerbung von Drittmitteln für die Forschung kommt sie auf die viertbeste Stelle in Deutschland, aber im Gesamturteil der Studierenden steht die TU ganz unten auf dem vorletzten Platz. Das gilt auch für die Beurteilung des Lehrangebots. Bei den Studienzeiten führt die Bergakademie in Freiberg (Sachsen) mit 10,4 Semestern - hier nimmt die Berliner TU mit 14,4 Semestern den drittletzten Platz ein.

Im Bauingenieurwesen kommt die TU Berlin im Gesamturteil der Studierenden auf den vorletzten Platz. Bei den Studienzeiten führt die TU Dresden mit 10,3 Semestern. Die TU Berlin liegt mit 14,4 Semestern auf dem letzten Platz. Beim Lehrangebot steht die TU im Urteil der Studenten auch auf dem letzten Platz mit der Note 3,6. Selbst bei der Einwerbung der Drittmittel für die Forschung fällt die TU aus dem Rahmen - auch hier ist sie unterdurchschnittlich.

In der Architektur sieht das Bild günstiger aus. Immerhin gehört die TU zu den Hochschulen, an denen die Professoren ihre Kinder gerne studieren lassen würden (auf dem fünften Platz). Im Urteil der Studenten über das Lehrangebot liegt die TU gerade noch an der Grenze zwischen Mittelfeld und Unterdurchschnittlichkeit. In der Studienzeit mit 14 Semestern steht sie auf dem viertletzten Platz. Dagegen nimmt die Berliner Hochschule der Künste im Gesamturteil der Studierenden den viertbesten Platz ein - das gilt auch für die Bewertung der Lehre.

Sehr viel positiver fällt das Urteil über das Studienangebot in diesen Fächern an den Berliner Fachhochschulen aus. Die Technische Fachhochschule in Wedding und die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Karlshorst finden sich wenigstens im Mittelfeld, in einigen Bereichen sogar über dem Durchschnitt. Darüber wird der Tagesspiegel demnächst berichten.Informationen: Telefon 040/3703-3706, Fax-5741, e-mail: leitow.christina@stern.de .

Uwe Schlicht

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