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Gesundheit: Neutronenquelle soll noch nicht sprudeln Wissenschaftsrat berät über fünf Milliarden für Forschungsgeräte

Von Bärbel Schubert Die geplante Europäische Spallations-Neutronenquelle (ESS) ist aus Sicht des Wissenschaftsrates noch nicht reif für ein Votum. Es sei auch völlig offen, ob diese neue Technologie in den neuen Bundesländern angesiedelt werden sollte oder – wie bisher geplant – in Jülich (NRW).

Von Bärbel Schubert

Die geplante Europäische Spallations-Neutronenquelle (ESS) ist aus Sicht des Wissenschaftsrates noch nicht reif für ein Votum. Es sei auch völlig offen, ob diese neue Technologie in den neuen Bundesländern angesiedelt werden sollte oder – wie bisher geplant – in Jülich (NRW). Aussichtsreiche Mitbewerber gibt es auch in Skandinavien und England, berichtete der Generalsekretär des Wissenschaftsrates, Wedich von Heyden, am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Beteiligt an dem ESS ist auch der Hahn-Meitner-Forschungsreaktor in Berlin.

Groß-Groß-Geräte

Dem Wissenschaftsrat lag erstmals in seiner Geschichte eine Liste mit neun „Groß-Groß“-Geräten der Forschung zur Begutachtung vor – mit einem Gesamtvolumen von über 4,9 Milliarden Euro. Mit diesen Projekten wird zugleich über die Weichenstellungen in der deutschen Forschung für Jahre entschieden; denn die Vorhaben würden mit Investitions- und Folgekosten einen großen Anteil der Forschungsmittel binden. Die teuersten „Forschungsgeräte“ auf der Liste sind mit 3,45 Milliarden Euro der Teilchenbeschleuniger Tesla bei Hamburg und die Spallationsquelle ESS (knapp 1,4 Milliarden Euro). Beide sollen in internationaler beziehungsweise europäischer Kooperation finanziert und genutzt werden.

Die Bedeutung der beantragten Forschungsgeräte scheint allgemein anerkannt zu sein. „Allerdings übersteigen die notwendigen Finanzmittel von insgesamt 4,9 Milliarden Euro deutlich alle bisherigen Einzelinvestitionen dieser Art in Deutschland“, gab der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Karl Max Einhäupl, zu bedenken. So hat der Wissenschaftsrat seine Stellungnahme erst einmal an die Beteiligten zurückgegeben. Bund, Länder und Forschungsorganisationen sollen nun Umschichtungen innerhalb ihrer Planungen zugunsten der Neuvorhaben vornehmen und für die Deckung der dann noch verbleibenden Finanzlücke Vorschläge machen. Danach wird weiter entschieden. Konkrete Empfehlungen sollen im Herbst vorliegen – nachdem auch andere Wissenschaftsdisziplinen ihre Einwände vorbringen konnten. Bisher stehen hauptsächlich Anmeldungen aus der Physik auf dem Plan.

Eine Empfehlung ohne Einschränkungen wurde bereits jetzt für zwei der Vorhaben ausgesprochen: ein Labor für sehr hohe Magnetfelder am Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden und ein Flugzeug für die Atmosphärenforschung durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie Max-Planck-Institute. Beides sind national finanzierte Projekte und mit Kosten von 24,5 und 97 Millionen Euro relativ billig.

Weiche Röntgenstrahlung

Eine zweite Gruppe wurde mit Auflagen als förderungswürdig anerkannt, darunter neben Tesla der dazugehörige Röntgenlaser (beide Desy Hamburg) und eine Beschleunigeranlage für energetische Ionenstrahlung in Darmstadt. Zur dritten Gruppe, die erneut beantragt werden muss, gehören neben ESS ein Elektronenlaser für weiche Röntgenstrahlung, der von der Berliner Elektronen-Speicherring-Gesellschaft Bessy geplant wird.

Forschungsgeräte in dieser Größenordnung übersteigen die Finanzierungsmöglichkeiten einzelner Staaten. Die Projekte sollen deshalb im europäischen Verbund oder international durchgeführt werden, wie für Tesla angedacht. Daher haben in der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates auch Experten anderer Staaten mitberaten. Einhäupl wertete es trotz der ungeklärten Finanzfragen als Durchbruch, dass diese Großvorhaben mit erheblichen Auswirkungen auf die Wissenschaft zentral koordiniert werden.

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