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Gesundheit: Perfekter Hurrikan: Vollkommener Sturm und Dichters Drang

Die Küstenbewohner in den USA haben schon vielen Hurrikans ins Auge sehen müssen. Aber gibt es ihn wirklich?

Die Küstenbewohner in den USA haben schon vielen Hurrikans ins Auge sehen müssen. Aber gibt es ihn wirklich? Den vollkommenen Sturm, der als apokalytischer Wellenreiter über den Atlantik hinwegfegt? In diesen Tagen tost er zumindest in den amerikanischen Kinos und erhält am 20. Juli auch hier zu Lande Einzug. "The Perfect Storm" ist demnach jene Vereinigung dreier Stürme, die sich im Oktober 1991 zum todbringenden Unwetter für die gesamte Besatzung des Fangschiffs "Andrea Gail" verdichteten. Sebastian Junger beschrieb die Katastrophe mit "über 30 Meter hohen Wellen" und "mehr als 160 Kilometern Windgeschwindigkeit" in seinem nun verfilmten Buch ("Der Sturm", Diana Verlag, München, 1998, 16 Mark).

Jungers Buch liegen ausgedehnte Recherchen zu Grunde, vor denen selbst amerikanische Meteorologen wie Bob Case den Hut ziehen. Case war es auch, der den Titel des "vollkommenen Sturms" prägte. In einer Unterhaltung mit dem Journalisten Junger hatte er davon gesprochen, dass in der damaligen Oktoberwetterküche drei Zutaten perfekt harmonierten: der Hurrikan "Grace" über Bermuda wurde von einem Hochdruckgebiet über Kanada und einer Tiefdruckfront so umgelenkt, dass die Energiezufuhr aus dem Ozean nicht abriss. "Grace" und Co schaukelten sich so über dem Meer zu dem auf, was Meterologen einen "außertropischen Wirbelsturm" nennen.

Doch Case und seine Kollegen sehen in dem Wirbelsturm im Oktober 1991 keineswegs jenes außergewöhnliche Ereignis, als das es nun erscheint. Wetterstationen auf dem Ozean zum Beispiel hätten damals lediglich etwa 13 Meter hohe Wellen registriert. Und obwohl die Flutberge möglicherweise hier und da höher waren, scheinen den Forschern 30-Meter-Wellen, wie sie sich mitunter bei von Erdebeben angetriebenen Tsunamis auftürmen, sehr unwahrscheinlich.

Clifford Mass von der Universität von Washington in Seattle betont, dass es in diesem Jahrhundert etliche stärkere Stürme gegeben habe. Als heftigster gehe der "Columbis Day Storm" aus dem Jahr 1962 in die Annalen ein, gefolgt vom "Superstorm" im März 1993, der weite Teile der USA verwüstete, Schneefall und Kältewellen mit sich brachte.

Einen perfekten Sturm aber gibt es aus Sicht der Wissenschaftler nicht. "Es gibt immer Faktoren, die einen Sturm begrenzen", sagt Mojib Latif, Forscher am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. "Ein Hurrikan zum Beispiel trifft irgendwann auf Festland." Damit wird sein feuchter Lebensfaden gekappt.

Sein landlebender Verwandte, der Tornado mit seinem gewaltig rotierenden Rüssel, entspreche dem Bild eines vollkommenen Sturms vielleicht eher. "Da gibt es viel größere Zerstörungen auf kleinem Raum", sagt Latif. "Wo er herzieht, da bleibt nichts stehen."

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