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Pflegekammer: Eine Lobby für Pflegefachleute

Rund 1,3 Millionen Menschen sind bundesweit in der Pflege tätig. Vor allem in Sozial- und Berufsverbänden haben sich die Fachkräfte organisiert. Eine Berufskammer ähnlich der Innungen oder Kammern im Handwerk gibt es bisher nur in wenigen Bundesländern. Zu den Vorreitern gehört Rheinland-Pfalz.

Geht es nach dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), dem Deutschen Pflegerat und den zuständigen Filialen in den Ländern, ist die Einführung einer eigenen Kammer, die den Berufsstand überwacht und verbindliche Richtlinien erlässt, nur noch eine Frage der Zeit. Gemeinsam haben sie ein Bündnis ins Leben gerufen, das für die Einführung einer Pflegekammer wirbt. Im Zentrum stehen die Pflegefachleute. „Pflegende sind mehr als ein Kostenfaktor im Gesundheitswesen“, heißt es in der Stellungnahme des Bündnisses. Sie diagnostizieren, verhüten Erkrankungen und retten Leben. Das Bündnis will über die Pflegekammern die Fachleute erfassen und ihre Qualifikationen besser einschätzen.

Eine solche Bestandsaufnahme hätte Auswirkungen auf die Ausbildung. Die Kammer wäre zuständig für die Anerkennung von Ausbildungseinrichtungen und die Abnahme des Staatsexamens. Qualitätsstandards, Anforderungen an den Nachwuchs oder die Anpassung der Ausbildungspläne könnten schneller umgesetzt werden, sagen die Befürworter. Da in der Branche seit Jahren Fachkräftemangel herrscht, arbeiten zahlreiche Helfer in der Pflege, die kaum qualifiziert sind. Verlässliche Zahlen gibt es dazu bisher nicht. Die Kammer könnte diese Datenlücke schließen. Allerdings hätte die Kammer kein Mitspracherecht bei der Vergütung oder bei der Personalausstattung.

Gegner der Pflegekammer befürchten ein „Bürokratiemonstrum“ und noch mehr Daten, die zu bearbeiten sind. Hinzu kommt eine Vielzahl an zusätzlichen Ansprechpartnern, wenn es um die Durchsetzung politischer Belange geht. Auf Widerstand stößt auch eine verpflichtende Mitgliedschaft.

Damit ein solches Gremium von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ernst genommen werden könnte, müssten alle, die einen Beruf in der Pflege ausüben, Mitglied werden. „Wer die Pflege und ihre wirklichen Herausforderungen kennt, der weiß, dass eine Kammer keine Probleme löst, sondern eher neue schafft“, sagt Karsten Neumann vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste. Zwar müsse die Pflege eine starke Stimme bekommen. Aber hier sieht Neumann vor allem die Landesregierungen in der Pflicht.

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