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Gesundheit: Plastik unter Strom

Plastik ist billig, deshalb arbeitet Jan Hendrik Schön besonders gerne damit. Dabei braucht der 31-jährige Physiker eigentlich gar nicht sparsam zu sein.

Plastik ist billig, deshalb arbeitet Jan Hendrik Schön besonders gerne damit. Dabei braucht der 31-jährige Physiker eigentlich gar nicht sparsam zu sein. Schließlich forscht er an den gut ausgestatteten Bell Laboratories in New Jersey unweit von New York - jenem Ort, an dem einst Transistor und Laser entdeckt wurden. Für seine Forschungen an Plastik - die sich auch für die Produktion von Massenprodukten anwenden lassen - ist Schön gestern mit dem Otto-Klung-Weberbank-Preis 2001 ausgezeichnet worden. Das Preisgeld der im jährlichen Wechsel für Chemie oder Physik vergebenen Auszeichnung beträgt 50 000 Mark.

"Er hat Eigenschaften bei Plastik gefunden, die wir nie für möglich gehalten hätten", sagt Horst Ludwig Störmer zu Schöns Entdeckungen. Störmer muss es wissen: er gehört als Nobelpreisträger für Physik des Jahres 1998 zu den einfallsreichsten Wissenschaftlern. Dass Störmer bereits 1985 den Otto-Klung-Preis erhalten hat, zeigt die Weitsicht der Jury. Für Renommee sorgen zudem die Preisträger Gerd Binning, Hartmut Michel und John Georg Bednorz, die ebenfalls später den Nobelpreis erhielten.

Ob und wann Schön auch in Stockholm geehrt werden wird, wollte Störmer nicht vorhersagen. Der Nachwuchswissenschaftler, der in Konstanz studierte und promovierte, sei aber auf dem besten Weg. Dafür spricht auch das gute Dutzend Veröffentlichungen, das Schön in den letzten dreieinhalb Jahren in den hoch angesehenen Fachblättern "Nature" und "Science" publizierte.

Dabei dreht sich vieles um Plastik, das billige Trägermaterial für organische Materialien, die elektrischen Strom leiten können. "Kunststoffe werden nie so gute Halbleiter sein wie Silizium", erklärt Schön. Wegen des günstigen Preises sind sie jedoch für großflächige Anwendungen interessant, beispielsweise für zusammenklappbare Laptop-Bildschirme und elektronisches Zeitungspapier. Oder für Produkte wie Warenetiketten, die über Zusammensetzung, Haltbarkeit oder Lagertemperatur informieren. In zwei Jahren könnte diese Anwendung kommerziell verwirklicht sein, meint Schön.

Länger dürfte es dauern, bis der Ein-Molekül-Transistor verwirklicht ist, den das Team um Schön aus einer organischen Verbindung herstellen konnte. Ebenfalls spektakulär sei laut Störmer der erste Polymer-Supraleiter: Das Material werde bereits bei minus 156 Grad supraleitend, einer Temperatur, die "leicht und kostengünstig mit flüssigem Stickstoff erreichbar" sei.

Paul Janositz

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