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PROF. TSOKOS ermittelt: Plötzlich geht es ganz schnell

Von Michael Tsokos

Einen Tag vorher ging es dem Jungen noch gut, er hatte sogar Fußball gespielt. Am Abend klagte er dann plötzlich über heftiges Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, allgemeine Erschöpfung, zudem bekam er hohes Fieber. Kurz darauf war er tot, mit gerade mal elf Jahren.

Bei der Obduktion stellten wir fest, dass der Junge an Influenza, also Grippe, erkrankt war. Die Schleimhäute der Atemwege waren dunkelrot verfärbt. Seine Lippen schimmerten blau, was ein Hinweis auf Sauerstoffmangel ist und auf eine Erkrankung des Herzens oder der Lunge schließen lässt. Letzteres war der Fall: Eine Untersuchung des Abstrichs der Schleimhäute im Labor bestätigte unseren Verdacht: Die Todesursache war eine Lungenentzündung, verursacht durch Influenza-Viren und Bakterien.

Jährlich erkranken Hunderttausende in Deutschland an der Grippe, sie wird durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion weitergegeben. Das Gefährliche daran: Das Influenza-Virus kann zu schwerwiegenden Komplikationen durch eine sogenannte Superinfektion mit Bakterien führen. Weil das menschliche Immunsystem bei der Erkrankung stark geschwächt ist, sind die Betroffenen anfälliger für zusätzliche bakterielle Erkrankungen, zum Beispiel der Lungen, des Gehirns oder des Herzens. Diese können dann zum Tode führen – vor allem bei Kindern und alten Menschen, deren Immunabwehr noch nicht beziehungsweise nicht mehr stark genug ist. Wir obduzieren aber auch 30- und 40-Jährige, die an Komplikationen bei einer Influenzaerkrankung gestorben sind. Vorbeugend empfehlen Ärzte eine Grippeschutzimpfung, die jedes Jahr wiederholt werden sollte, weil der Impfstoff immer wieder auf das sich ständig verändernde Influenzavirus abgestimmt werden muss. Zum Zeitpunkt der Impfung sollte man allerdings gesund sein. Denn die Impfung ist eine Belastung für das Immunsystem, das Antikörper gegen das Virus ausbilden soll.

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