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Gesundheit: Reform-Motor im Leerlauf?

Lob und Tadel: Zehn Jahre Centrum für Hochschulentwicklung

Als die Stiftung des Medienkonzerns Bertelsmann und die Hochschulrektoren-Konferenz vor zehn Jahren das Centrum für Hochschulentwicklung gründeten, war das ein klares Signal: Die bislang schwerfälligen, vom Staat gegängelten deutschen Unis und Fachhochschulen sollten mehr wie Unternehmen geführt werden – nach amerikanischem Vorbild. Modernes Management, Wettbewerb, Service, ja sogar die Privatisierung von Angeboten der Hochschulen – all dies sollte das in Gütersloh angesiedelte Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) voranbringen.

Zum Jubiläum, das das CHE in dieser Woche feiert, könnten sich die dynamischen Hochschulforscher um den seit 1994 tätigen Geschäftsführer Detlef Müller-Böling zurücklehnen: Die Revolution, die die Gründer vor zehn Jahren anzettelten und die das CHE seitdem mit zahllosen Studien begleitet hat, ist offizielle Politik geworden. Ein Beleg aus jüngster Zeit: Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) rief den Wettbewerb „Deutschland sucht seine Superunis“ aus, die Wissenschaftsminister der Bundesländer beeilten sich, ein Förderprogramm für die „Spitzenfakultäten“ dazuzugeben. Sogar der Deutsche Hochschulverband, der sich gegen CHE-Lieblingskinder wie die leistungsabhängige W-Besoldung und die flächendeckende Einführung von Bachelor und Master wehrt, sagt mit seinem neu gewählten Präsidenten, dem Kölner Völkerrechtler Bernhard Kempen: „Das deutsche Hochschulwesen braucht solche Reformmotoren.“

Ganz anders denken Studentenvertreter. Die CHE-Thesen „dienen nur der Wirtschaft“, klagte zum fünften Jubiläum eine Asta-Vertreterin der Rheinisch-Westfälischen Hochschule, Aachen. Und gegen das CHE-Projekt Studiengebühren gingen im Wintersemester Hunderttausende auf die Straße.

Dass der Präsident der Hochschulrektoren-Konferenz sagt: „Wir lieben das CHE, als Think Tank für die Hochschulentwicklung“, wundert nicht. Mit dem Lob verbindet Peter Gaehtgens allerdings eine Mahnung: Das CHE dürfe nicht vergessen, „dass es eine Serviceeinrichtung ist“. Allzu viel Selbstständigkeit zeigt das Institut offenbar beim empfindlichsten Thema der Hochschulentwicklung – den Rankings. Unmut erregt weniger die wissenschaftliche Rangliste, mit der das CHE auf Grund von Publikationen, Promotionen und Drittmitteln fünf deutsche Forschungsuniversitäten kürte. Kritisiert wird vielmehr das viel beachtete Hochschulranking, das die Gütersloher im Auftrag des „Stern“ erarbeiten: Weil das CHE Studenten und Professoren nach ihren Einschätzungen der Studienorte und -fächer befrage, stünde Atmosphärisches im Vordergrund, sagt der Wittenberger Hochschulforscher Dirk Lewin. Das Ranking errege zwar großes Aufsehen, gehe aber letztlich an der Zielgruppe vorbei. Denn nur knapp 20 Prozent der Studenten richteten sich nach solchen Ranglisten; der Rest müsse aus wirtschaftlichen Gründen ohnehin an der Heimatuni studieren. Ein anderer Forscher kritisiert das Fehlen von Drittmittelanalysen und der Wertung internationaler Kontakte.

Gaehtgens will das CHE jetzt dazu bringen, sich bei den Rankings mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Wissenschaftsrat zusammenzutun: um wirklich fundierte Kriterien zu erarbeiten, die auch internationale Vergleiche ermöglichen.

Wenn Bildungsministerin Bulmahn ans CHE denkt, werden ihr die Studiengebühren einfallen: Dieses eine Lieblingskind der Hochschulentwickler, das noch nicht laufen gelernt hat, ließ Bulmahn per Gesetz verbieten. Und so stellt die Ministerin zum Jubiläum des „stets streitbaren Beraters“ fest, die Zeit der Konzepte sei vorüber: „Heute geht es um die Umsetzung. Damit wird sich die Rolle des CHE erheblich ändern.“

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