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Gesundheit: „Schnell, effektiv und billig“

Homöopathen wollen ernst genommen werden

Herr Springer, vor 250 Jahren wurde Samuel Hahnemann geboren, der Begründer der Homöopathie. Zu Ihrem Jubiläumskongress in Berlin gibt es Grußworte von Kanzlergattin Doris SchröderKöpf und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Was erhoffen Sie sich von der Politik?

Wir wollen ernsthaft und unvoreingenommen wahrgenommen werden, obwohl wir nur ein Prozent der deutschen Ärzteschaft ausmachen. Allerdings haben wir ein ungeheures Potenzial von Patienten, die auch Wählerstimmen sein können.

Welches Land fördert die Homöopathie am meisten?

Die größte Förderung in den letzten zwanzig Jahren gab es in Brasilien. Die größte Tradition hat natürlich Indien.

Woran liegt das?

Traditionell ist die Homöopathie immer dort am stärksten verbreitet, wo Patienten und Ärzte nicht so viele Ressourcen haben wie bei uns. Also dort, wo die Menschen arm sind.

Eine Medizin für Arme?

Nein, das würde ich nicht sagen. Es ist eine Medizin, die auch bei akuten Krankheiten sehr schnell und effektiv wirkt und im Vergleich zu dem, was hierzulande üblich ist, an Verschreibungen minimale Kosten hat.

Setzen Sie auch herkömmliche Medizin in ihrer Praxis ein?

Selbstverständlich. Ich behandle, wo immer es geht, rein homöopathisch, aber manchmal auch kombiniert oder auch rein allopathisch. Ein Beispiel: Wenn ein Patient schon seit Jahren einen hohen Blutdruck hat, dann wird niemand die Blutdruckmittel schlagartig absetzen. Man wird ein homöopathisches Mittel hinzugeben und sehen, wie es wirkt. Dann wird man die Hochdruckmittel schrittweise reduzieren.

Samuel Hahnemann kannte keine Mikroben, keine Gene, keine modernen Medikamente. Muss man seine Lehre nicht noch einmal grundlegend überarbeiten?

Wir verdanken Hahnemann die Grundlagen der Homöopathie und werden auch weiter mit ihnen arbeiten. Aber wir sind auch gehalten, Sprache und Inhalt auf den Stand des 21. Jahrhunderts zu bringen. Das kann Korrekturen beinhalten.

Kritiker sagen, dass der Homöopathie der Wirksamkeitsnachweis fehlt.

Das nehme ich gelassen. Es hat auch noch niemand ein Über-Ich oder ein Es gesehen – trotzdem kommt man nicht auf die Idee, die Psychoanalyse aus den Universitäten oder der Kostenerstattung zu verbannen. Es hat auch noch keiner einen Akupunkturmeridian gesehen. Wenn man sich aber ansieht, wo die Akupunktur ohne vernünftige Zweifel eingesetzt wird, dann bin ich ganz beruhigt.

Die Fragen stellte Hartmut Wewetzer.

WOLFGANG SPRINGER (52) ist Arzt in München mit homöopathischem Schwerpunkt und leitet den Weltkongress der Homöopathen in Berlin. Rund 1200 Teilnehmer werden erwartet.

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