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Gesundheit: Schnellkurs am Schneidetisch

Beim Sender "Oskar TV" in Fürstenwalde können Studenten das Fernsehmachen lernen VON INGO BACH"Solche Spielereien wie im Offenen Kanal gibt es hier nicht", sagt Juliane Kerber, Germanistik-Studentin an der Humboldt Universität und Mitbegründerin von Oskar TV."Hier wird richtig professionell Fernsehen gemacht.

Beim Sender "Oskar TV" in Fürstenwalde können Studenten das Fernsehmachen lernen VON INGO BACH

"Solche Spielereien wie im Offenen Kanal gibt es hier nicht", sagt Juliane Kerber, Germanistik-Studentin an der Humboldt Universität und Mitbegründerin von Oskar TV."Hier wird richtig professionell Fernsehen gemacht." Seit knapp einem Jahr strahlt der Lokalsender im Kabelnetz von Fürstenwalde und Umgebung zweimal die Woche, dienstags und freitags, ein halbstündiges Lokalmagazin aus.Und was da in den Studios im ehemaligen Fürstenwalder Wasserturm entsteht, wird vor allem von zehn Berliner Studenten, die hier ihr Praktikum absolvieren, produziert. "Unser Projekt war von Anfang an als Studentenfernsehen konzipiert", sagt Geschäftsführer Rainer Lotz.Mit dieser "einmaligen Idee als Ausbildungsfernsehen" habe man sich der Sympathie der Medienanstalt versichert - ein wichtiger Punkt für die Lizenzvergabe.Inzwischen haben Lotz und seine Mitarbeiter ein ambivalentes Verhältnis zu dieser Bezeichnung, weil es zu sehr Amateurfernsehen und Unifunk impliziere."Die Studenten, die hier arbeiten, möchten in der Öffentlichkeit als Profis wahrgenommen werden, die ein konsequent lokales Fernsehen machen." Das Sendekonzept ist nicht fest vorgegeben, sondern wird von jedem der Beteiligten mitbestimmt.Patrick Fischer, Publizistik-Student an der FU, hat zusammen mit zwei anderen Studenten das Jugend-Magazin "Säp-TV" aus der Taufe gehoben."Bei Oskar hatten wir völlige Freiheit", sagt er."Vom Programm bis hin zum Bühnenbild haben wir alles selbst gemacht." Inzwischen ist "Säp-TV" so erfolgreich, daß alle Lokalfernsehstationen im Umkreis von 150 Kilometern die Sendung übernehmen.Allerdings hat der Erfolg auch seinen Preis."Dieses Projekt war der absolute Full-Time-Job.Wir hatten ja nicht mal mehr Freizeit," sagt Patrick.Jetzt will er sich wieder voll einem Studium widmen. So wie Patrick kehren die meisten Praktikanten von Oskar TV nach einem Jahr wieder an ihre Unis zurück."Wir suchen jetzt neue Leute, die sich dieser anspruchsvollen Ausbildung stellen wollen" wirbt Lotz. Zum Praktikum gehört alles, was das Fernsehen ausmacht, von der Recherche bis zum Erstellen kompletter, sendefähiger Beiträge.Das sind natürlich nicht immer die großen Skandale."Konsequent lokal" schließt auch den Bericht über eine Grundsteinlegung oder über die Eröffnung eines kleinen Einkaufszentrums irgendwo auf dem Dorf ein. Um nicht sofort ins kalte Wasser zu fallen, werden die neuen Praktikanten zunächst in Crash-Kursen an die Arbeit mit Kamera und Schneidetisch gewöhnt.Zur Einführung gehört weiterhin ein Moderatorentest mit anschließender Sprachausbildung.Und den werden nicht alle bestehen können, dämpft Lotz eventuelle Erwartungen."Die Moderation im Studio ist am anspruchsvollsten, da unser Magazin live über den Sender geht.Nicht jeder hat dafür die nötige Souveränität vor der Kamera." Und natürlich haben die Studenten der Gründerzeit auch bedacht, daß die Arbeit mit dem Studium vereinbar sein muß.Deshalb ist das meist einjährige Praktikum so organisiert, daß man nur zweimal die Woche beim Sender anwesend ist. Trotzdem ist Engagement gefordert.Denn obwohl die Akzeptanz groß ist - Umfragen zeigen, daß 90 Prozent derjenigen, die Oskar empfangen können, auch regelmäßig zuschalten -, hat der Sender mit ökonomischen Problemen zu kämpfen.Wie der große Bruder Puls TV mußte auch Oskar TV feststellen, daß der lokale Werbekuchen hart umkämpft ist.Deshalb kann Oskar kein Praktikantengehalt zahlen."Dafür ist die Ausbildung, die man bekommt, auch mehr als nur Kaffeekochen", beschreibt Juliane die Vorzüge von Oskar."Hier ist jemand, der einem richtig was beibringen kann, denn Rainer Lotz ist der ehemalige künstlerische Leiter des Nachfolgesenders des DDR-Fernsehens DFF." Probleme mit der Anerkennung des Praktikums bei Oskar gibt es bislang nicht."Wir sind ein lizensierter Sender", räumt Lotz eventuelle Zweifel aus.Zudem bekomme jeder Student am Ende eine Videokassette mit seinen Beiträgen ausgehändigt, die seine Erfahrungen unter Beweis stellt.Hat man Glück, könnte die Arbeit bei Oskar-TV sogar Startschuß für die große Karriere sein.Stolz verweist Lotz auf einen Anruf von MTV."Die suchten Fernsehreporter für ein News-Magazin und haben bei uns angefragt, ob wir dafür Mitarbeiter empfehlen können." Einige von Oskar-TV haben sich bei MTV beworben.Das Casting läuft.

Bewerbungen für ein Praktikum bitte an: Oskar-TV, Turmstraße 1, 15517 Fürstenwalde, Telefon (03361)594511.

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