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Gesundheit: Schulpolitik der Länder driftet auseinander Studie: 1000 Unterrichtsstunden mehr für Bayerns Schüler

Von Bärbel Schubert Die deutschen Bundesländer organisieren ihre Schulen so unterschiedlich wie nur möglich. Was bisher nur Eltern nach einem Umzug über Bundesländergrenzen hinweg aus leidvoller Erfahrung berichteten, belegt jetzt die wissenschaftliche Studie „16 deutsche Schulsysteme auf dem Prüfstand“, die die beiden Essener Wissenschaftler Klaus Klemm und Gertrud Hovestadt erstellten.

Von Bärbel Schubert

Die deutschen Bundesländer organisieren ihre Schulen so unterschiedlich wie nur möglich. Was bisher nur Eltern nach einem Umzug über Bundesländergrenzen hinweg aus leidvoller Erfahrung berichteten, belegt jetzt die wissenschaftliche Studie „16 deutsche Schulsysteme auf dem Prüfstand“, die die beiden Essener Wissenschaftler Klaus Klemm und Gertrud Hovestadt erstellten.

Ein wichtiges Ergebnis: Wieviel Unterricht ein Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse laut Stundenplan bekommt, hängt sehr stark davon ab, in welchem Bundesland er wohnt. Die Spannbreite reicht von 9829 Unterrichtsstunden in Bayern bis zu 8778 Stunden in Nordrhein-Westfalen. Diese Differenz von mehr als 1000 Stunden entspricht einem ganzen zusätzlichen Schuljahr und kommt in Bayern vor allem dem Deutsch- und Mathematikunterricht zugute. Im Bundesdurchschnitt aller Schularten und -fächer erhalten die Schüler 9082 Stunden Unterricht. Über dem Durchschnitt liegen auch Thüringen (9747), Sachsen (9690) und Baden-Württemberg (9183) – darunter auch Berlin mit 8949 und Brandenburg mit 8803 Unterrichtsstunden.

4500 Euro pro Schüler

Die Stundenzahl allein sagt nach Aussage der Wissenschaftler zwar noch nichts über den Lernerfolg und und die Qualität des Unterrichts. Trotzdem gibt diese Hinweise auf Vertiefungsmöglichkeiten. Zu bedenken ist bei diesem Vergleich auch, dass Berlin, Brandenburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen ihre Schüler nicht schon nach der neunten sondern erst nach der zehnten Klasse ins Berufsleben entlassen.

Auch bei der Finanzierung der Schulen, bei Klassengrößen, Lehreralter, Sitzenbleibern und Schulabbrechern sowie beim Schulerfolg gibt es beträchtliche Unterschiede. So wandte Bayern für seine Schüler 4800 Euro pro Kopf und Jahr auf, Nordrhein-Westfalen 4300. Damit liegt Bayern über dem Bundesdurchschnitt von 4500 Euro, Nordrhein-Westfalen darunter. Die höchsten Ausgaben haben erwartungsgemäß die Stadtstaaten Hamburg (6200 Euro), Bremen (5700 Euro) und Berlin (4900 Euro). Wegen der niedrigeren Lehrergehälter haben die ostdeutschen Bundesländer niedrigere Ausgaben, so Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit 3900 Euro pro Jahr.

20 Prozent Abiturienten in Bayern

Große Unterschiede ergeben sich zwischen den Bundesländern auch bei der Bildungsbeteiligung: Während im Bundesdurchschnitt 27,2 Prozent eines Geburtsjahrgangs das Abitur ablegen, sind dies in Bayern nur 19,7 Prozent. Die Stadtstaaten liegen bei der Abiturquote traditionell vorn – mit 32,1 Prozent in Hamburg und 32 Prozent in Berlin. Brandenburg hat mit 31 Prozent aufgeschlossen. Bei den Flächenländern liegt Baden-Württemberg mit 29,3 Prozent knapp vor Nordrhein-Westfalen (28,8 Prozent). Niedrige Quoten haben neben Bayern das Saarland (22 Prozent), Rheinland-Pfalz (24,3 Prozent) und Schleswig-Holstein (25,0 Prozent).

Die Bilanz der Schulabgänger ohne Abschluss markiert auch in dieser Statistik die Problemzone: Mit 13,9 Prozent seiner Schulabgänger erreicht Berlin hier einen traurigen Rekord, gefolgt von Thüringen mit 13,5 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,3 Prozent. Gute Werte erzielte Nordrhein-Westfalen mit 6,2 Prozent.

Ein weiteres Pisa-Ergebnis spiegelt sich klar in den Zahlen: In fast allen Bundesländern haben die Grundschulen die meisten Schüler pro Lehrer. Dabei sind die Unterschiede von Land zu Land besonders groß.

Die Studie belegt nach den Worten von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), dass Deutschland dringend einen regelmäßigen nationalen Bildungsbericht brauche, „um für Eltern und Schüler bundesweit vergleichbare Standards in den Schulen zu sichern“.

Das Wissenschaftlerteam um Klemm will drei Wochen vor Veröffentlichung des Schulleistungsvergleichs zwischen den Bundesländern Grundlagenmaterial zur Erklärung der erwarteten großen Leistungsunterschiede liefern.

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