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Gesundheit: Sensation im lehmigen Acker - Reste einer 7000 Jahre alte Siedlung bei Wiesbaden ausgegraben

Gut zwei Meter tief sind die schmalen Lehmgruben in einem zehn mal 50 Meter messenden Rechteck auf dem Acker neben dem Wiesbadener Stadtteil Kloppenheim. Die hier gefundenen Keramik-Scherben ließen den Archäologen Jens Lüning von der Frankfurter Universität kürzlich von einer "Sensation" sprechen: Lüning und seine Mitarbeiter haben die ersten Spuren eines Dorfes der nur rund 150 Jahre - von zirka 5000 bis 4850 vor Christus - währenden "Hinkelsteinkultur" nachgewiesen.

Gut zwei Meter tief sind die schmalen Lehmgruben in einem zehn mal 50 Meter messenden Rechteck auf dem Acker neben dem Wiesbadener Stadtteil Kloppenheim. Die hier gefundenen Keramik-Scherben ließen den Archäologen Jens Lüning von der Frankfurter Universität kürzlich von einer "Sensation" sprechen: Lüning und seine Mitarbeiter haben die ersten Spuren eines Dorfes der nur rund 150 Jahre - von zirka 5000 bis 4850 vor Christus - währenden "Hinkelsteinkultur" nachgewiesen.

Mit den aus den Asterix-Comics bekannten Hinkelsteinen hat diese Periode der Jungsteinzeit übrigens nichts zu tun. Der Zeitabschnitt ist nach dem Flurstück "Hinkelstein" bei Monsheim in Rheinhessen benannt. Dort waren erstmals Überreste dieser Kultur gefunden worden.

Die Hinkelstein-Zeit stelle einen Neuanfang nach dem Zerfall der in ganz Mitteleuropa verbreiteten Bandkeramik-Kultur (etwa 5500 bis 5000 vor Christus) dar, erklärte Lüning. Zwar fanden Archäologen bereits zwischen Stuttgart und Wiesbaden einzelne Gräber und Keramiken der Hinkelstein-Kultur, aber über die Siedlungen ist laut Lüning nur sehr wenig bekannt. Der von einem Hobby-Archäologen zufällig beim Hausbau gemachte Fund biete nun die Chance, mehr über sie zu erfahren: Wie Häuser und Dörfer aussahen, wie Landwirtschaft und Handel funktionierten und woher der als Werkzeug verwendete Feuerstein kam, den es in Südhessen nicht gibt.

Die Bandkeramik-Kultur, die der Hinkelsteinzeit unmittelbar vorausging, ist den Archäologen dagegen gut bekannt. Die Menschen aus dieser Zeit gelten als die ersten Landwirte. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht, jagten kaum und lebten in Einzelhöfen und verstreuten kleinen Siedlungen, bevor diese Periode in "bürgerkriegsartigen Wirren" endete. Die gesellschaftlichen Strukturen zerbrachen, viele Siedlungen nahm der Urwald wieder in Besitz.

Um 4850 v. Chr. ist den Forschern eine neue Kultur bekannt, die sie "Großgartacher" nennen. In dieser Zeit lebten die Menschen nach den Erkenntnissen der Archäologen in Mehrfamilien-Häusern in umzäunten Dörfern und kannten sogar schon Dorfgemeinschaftshäuser. "Im Vergleich zur Bandkeramik müssen sich die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse grundlegend gewandelt haben", sagt Lüning. Doch wie dieser Wandel aussah, der sich in der Hinkelsteinkultur vollzogen haben muss, ist den Archäologen bisher ein Rätsel.

Für Lüning geht es jetzt darum, den Ort des Dorfes selbst zu finden. Die Versuchsgrabung förderte nur die Gruben zu Tage, aus denen die Bewohner den Lehm für ihre Häuser holten. Doch um nach dem Dorf suchen zu können, bräuchte Lüning 120 000 Mark. So viel kostet nach seiner Berechnung eine zwei Monate dauernde Grabung mit zehn Mitarbeitern.

Katja Hink

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