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Gesundheit: Seuchen: Prionen-Prognosen (Kommentar)

Zumindest ein Gutes haben neue Seuchen: sie geben Forschern Arbeit, Popularität und mitunter auch Geld. Das ist beim Rinderwahnsinn BSE und seiner menschlichen Variante vCJD nicht anders.

Zumindest ein Gutes haben neue Seuchen: sie geben Forschern Arbeit, Popularität und mitunter auch Geld. Das ist beim Rinderwahnsinn BSE und seiner menschlichen Variante vCJD nicht anders. Dem US-Forscher Stanley Prusiner gelang es, auf den Wogen der Erregung über BSE reitend, sogar den Medizin-Nobelpreis und mit ihm rund 1,5 Millionen Mark zu ergattern. Seine wesentliche Leistung bestand darin, ein neues Wort zu prägen - den Begriff Prion. Denn BSE soll durch Prionen hervorgerufen werden, merkwürdig geformte Eiweißmoleküle, die sich angeblich selbst vermehren und das Gehirn nach und nach in einen Schwamm verwandeln. Zwar ist es weder Prusiner noch seinen Epigonen gelungen, einen Beweis für diese These anzutreten, aber dessen scheint es bei soviel öffentlicher Anerkennung und finanzieller Förderung auch nicht mehr zu bedürfen. Das Prion, die Prionologie und ihre Verfechter sind sich gewissermaßen selbst genug. Eine andere zweifelhafte Variante der BSE-Forschung sind Prognosen. So hat allen Ernstes der britische Seuchenforscher Neil Ferguson von der Universität Oxford die Zahl der möglichen Fälle an vCJD auf "weniger als 100 bis maximal 136 000" geschätzt. Man wundert sich, wie wenig man offenbar über die neue Krankheit weiß - und darüber, dass solche völlig nichtssagenden Prognosen es sogar schaffen, auf den Seiten des Wissenschaftsjournals "Nature" abgedruckt zu werden. Heute erscheint das Orakel von Oxford in "Nature".

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