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Gesundheit: Spitzenfakultät in Kleinkleckersdorf?

Bulmahn hält an Elite-Unis fest, will aber mit den Ländern reden

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) will an dem Wettbewerb „Deutschland sucht seine Spitzenunis“ festhalten. Über den Vorschlag der Kultusministerkonferenz (KMK), statt dessen 20 bis 30 Spitzenfakultäten in einem „Exzellenz-Netzwerk“, noch einmal so viele „Zukunftscluster“ und 50 Fachbereiche, die in der Lehre besonders erfolgreich sind, zu fördern, wolle sie mit den Ländern reden. „Das ist eine sinnvolle Ergänzung des Wettbewerbs. Aber es kann ihn nicht ersetzen“, sagte Bulmahn gestern Nachmittag in Berlin. Denn etwa 100 Institutionen fördern zu wollen, wie die KMK gestern beschloss, – „das ist dann keine Spitze mehr, sondern allenfalls ein Hochplateau“, sagte Bulmahn.

Damit Deutschland international mit Eliteuniversitäten wie der ETH Zürich, Stanford oder Oxford konkurrieren könne, bräuchte es weithin sichtbare „Leuchttürme“. Immerhin: Die Zahl von fünf führenden Universitäten, die sich ursprünglich 1,25 Milliarden Euro in fünf Jahren teilen sollten, ist für Bulmahn nun „kein Dogma“ mehr. Es könnten „bis zu zehn“ werden. Aber sie bleibt dabei: Die besten Köpfe in der Forschung kommen nicht nach Deutschland, „um in einem Netzwerk zu verschwinden“. Sie wollten an eine attraktive Universität mit einem sehr guten Namen.

Dass die Kultusminister auch die Lehre und die Nachwuchsförderung in Graduiertenzentren besonders honorieren wollen, begrüßt Bulmahn dagegen – „weil sie dafür eigene Mittel zur Verfügung stellen.“ Überhaupt sei es lobenswert, dass die Länder nun ihre „grundsätzliche Blockadehaltung“ gegen den Wettbewerb unter den Universitäten aufgegeben hätten. Denn die Hochschulen seien bereit, sich der Konkurrenz um die Fördermilliarde zu stellen und hätten ihr schon stapelweise Forschungsprojekte geschickt. Sie hoffe, gemeinsam mit den Ländern „ein Gesamtpaket“ mit Elite- und Breitenförderung schnüren zu können – bis zum Sommer, wenn der Wettbewerb starten soll.

„Bulmahn sollte an ihrer Idee mit den Spitzenunis festhalten“, sagt denn auch der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jürgen Mlynek. Und sie sollte den KMK-Vorschlag aufgreifen, gleichzeitig Lehre, Nachwuchsförderung und Schwerpunktbildungen in der Forschung zu stärken.

Andere führende Forschungsuniversitäten reagieren ebenso verhalten auf den KMK-Plan. Den Wettbewerb um zusätzliche Forschungsmittel ganz auf die Ebene von Fachbereichen und Fakultäten zu verschieben, hält der Rektor der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg für „sehr problematisch“. „Ein exzellenter Fachbereich in Kleinkleckersdorf hilft dem Ruf der Uni gar nichts“, sagt Rektor Peter Hommelhoff. Der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München, Bernd Huber, fürchtet, dass die SPD-Länder darauf drängen könnten, die Fördergelder nach regionalen Quoten zu verteilen. Die Universitäten, die in deutschlandweiten Forschungsranglisten ganz oben stehen – wie München und Heidelberg – liegen in der Mehrzahl in Süddeutschland, also in CDU-regierten Ländern. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, warnt davor „die Förderung zwischen vielen Fachbereichen zu zerfasern“. Andererseits sei keine Universität als Ganzes hervorragend. Es gelte jetzt, ein Verfahren zu finden, in dem „komplexe Leistungen, die Zukunftsprobleme lösen“ honoriert werden – abweichend auch vom geografischen Prinzip. Lenzen denkt dabei an die Kooperation, die er kürzlich mit der Universität München eingegangen ist.

Positiv sehen die Hochschulen den KMK-Vorschlag, die künftige Spitzenförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verteilen zu lassen. Nur so könnten wissenschaftliche Qualitätsstandards gesichert und politische Einflussnahme ausgeschlossen werden, hofft Rektor Huber. Edelgard Bulmahn will allerdings auch in diesem Punkt an ihrem Konzept festhalten: Die Spitzenunis sollten von einem international besetzten Wissenschaftler-Gremium ausgewählt werden. DFG und auch der Wissenschaftsrat könnten aber einbezogen werden, indem sie Vorschläge machten.

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