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Gesundheit: „Stretching“ bringt nichts

Kein Schutz vor Muskelkater

Egal ob Freizeitjogger, Fußballprofi oder Weltklassesprinter – wer seinen Sport ernst nimmt, widmet sich davor wie danach einer seltsamen, mehrere Minuten dauernden Prozedur. Peu à peu werden mit viel Geduld die beanspruchten Muskeln durch meist kompliziert anmutende Verrenkungen gedehnt. Das so genannte Stretching soll Verletzungen vermeiden helfen und tags darauf den Muskelkater verringern. Reine Zeitverschwendung, folgern Rob Herbert und Michael Gabriel von der Universität in Sydney, Australien aus einer Analyse bisheriger Studien („British Medical Journal“, Band 325. Seite 468).

Aus den zahlreichen bisher erschienenen Untersuchungen zum Thema Stretching wählten die Physiotherapeuten nur jene aus, die höheren medizinstatistischen Standards gerecht wurden und fassten die Daten zusammen. Es fanden sich fünf Studien, die sich mit der Auswirkung der Dehnübungen auf Muskelkater beschäftigten und zwei Arbeiten, die das Verletzungsrisiko mit und ohne Stretching verglichen. In beiden Fällen resultierte kein statistisch gesicherter Effekt: Die Stärke des Muskelkaters am nächsten Tag war mit Stretching im Mittel ein knappes Hundertstel geringer als ohne die Verrenkungen. Und auch das Verletzungsrisiko wurde nur unwesentlich gesenkt.

Sollten alle Athleten sich nun statt Dehnen lieber länger ein- und auslaufen und früher in die Badewanne legen? Dieses Fazit wäre sicher verfrüht. Viele Maßnahmen und Therapien im Bereich der Sportmedizin beruhen nur auf empirischen Erfahrungen und nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen, schreibt Domhnall MacAuley, Epidemiologe aus Belfast, Großbritannien in einem begleitenden Kommentar. Und wie gut man die bisher gefundenen Daten zum Stretching auf alle Einsatzgebiete übertragen kann, muss ohnehin noch untersucht werden, geben die Australier zu. ork

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