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Gesundheit: Suum cuique - jedem das Seine: Urkundenaustausch zwischen Humboldt-Uni und Staatsarchiv

In den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit sind den deutschen Bibliotheken, Archiven und Museen kostbare Stücke verloren gegangen. Ein Teil davon wurde zerstört und ist unwiederbringlich verloren; ein anderer Teil gilt auch heute noch als verschollen.

In den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit sind den deutschen Bibliotheken, Archiven und Museen kostbare Stücke verloren gegangen. Ein Teil davon wurde zerstört und ist unwiederbringlich verloren; ein anderer Teil gilt auch heute noch als verschollen. Um so erfreulicher ist es, wenn solche verloren geglaubten Schätze wiedergefunden werden. Zu diesen verloren geglaubten Schätzen gehörten auch zwei mittelalterliche Schenkungsurkunden aus den Jahren 832 und 883, die vor gut 150 Jahren von der Berliner Universitätsbibliothek erworben worden waren.

Einem Zufall ist es zu verdanken, dass die beiden Dokumente jetzt an ihren rechtmäßigen Standort zurückkehren konnten: Zwei Studentinnen der Archivwissenschaften schrieben an einer Magisterarbeit. Seit 1996 machten sich Johanna Aberle und Ina Prescher daran, die Urkundensammlung der Humboldt-Universität systematisch zu erfassen und ein Verzeichnis zu erstellen. Dafür mussten sie nicht nur jede einzelne Urkunde in die Hand nehmen, sondern auch in anderen Bibliotheken und Archiven recherchieren. Ihre Forschungen führten sie schließlich auch in das Geheime Staatsarchiv in Dahlem. Ihr Gesprächspartner Bernhart Jähnig, Referent für die Bestände des ehemaligen Staatsarchivs Königsberg, erinnerte sich zweier Dokumente, die seit Jahren als "Depositum" im Magazin lagen.

"Es war wie eine Neuentdeckung", beschreibt Ina Prescher dieses Ereignis. Denn in der offiziellen Quellenedition zum Standort von Urkunden und Diplomen wurde zwar immer noch die Humboldt-Universität genannt. Wissenschaftler, die diese Dokumente einsehen wollten, mussten sich mit der Auskunft abfinden: "seit dem Krieg verschollen". Bei den mittelalterlichen Dokumenten handelt es sich um Schenkungsurkunden, mit denen König Ludwig der Deutsche und sein Sohn Kaiser Karl III. dem Kloster Altaich beziehungsweise dem Erzbistum Salzburg Ländereien übereigneten. Kloster und Erzbistum wurden 1803 aufgehoben. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Urkunden mit anderen kostbaren Beständen der Universitätsbibliothek ausgelagert und blieben danach verschwunden. Zwei Jahre nach dem Krieg standen sie plötzlich in der britischen Besatzungszone zum Verkauf an. Die Engländer beschlagnahmten sie zwar als Diebesgut. Da aber der Eigentümer seinen Sitzt in Ost-Berlin hatte und daher zum Einflussbereich der Sowjets gehörte, wurden die Urkunden nicht zurückgegeben, sondern zunächst in Goslar, später in Göttingen aufbewahrt. Von dort kamen sie 1979 ins Geheime Staatsarchiv in Berlin-Dahlem.

In einer kleinen Feierstunde wurden die beiden karolingischen Diplome jetzt an ihren Eigentümer, die Humboldt-Universität zurückgegeben. Im Gegenzug erhielt das Geheime Staatsarchiv eine Handschrift aus dem Jahre 1529, die einmal dem Staatsarchiv Königsberg gehört hatte, auf die es mit Fug und Recht Anspruch erheben konnte: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz betreut die früheren preußischen Archive. Die Handschrift beinhaltet "Ein Magdeburgisches Recht in 9 Bänden und von andrer hand das Culmische Recht" - es handelt sich um die Rechtsgrundsätze des alten Ordenslandes. "Suum cuique - jedem das Seine", sagte der Präsident des Geheimen Staatsarchivs, Jürgen Kloosterhuis, zu dem Austausch.

Anne Strodtmann

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