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Gesundheit: Tödliche Therapie

Alzheimer: Behandlung mit genveränderten Zellen fehlgeschlagen

Die Gentherapie hat einen Rückschlag erlitten. Beim Versuch, den Zerfall des Hirngewebes bei der Alzheimer-Krankheit durch die Transplantation neuer, gentechnisch veränderter Nervenzellen aufzuhalten, haben US-Wissenschaftler einen herben Rückschlag erlitten. In einer Studie mit acht Alzheimer-Patienten kam es zu zwei Hirnblutungen, eine endete tödlich.

„15 Jahre lang haben wir uns auf die Verpflanzung gentechnisch veränderter Zellen in das Gehirn von Alzheimer-Patienten vorbereitet“, berichtete Mark Tuszynski von der University of California, San Diego, auf der Jahrestagung der amerikanischen „Society for Neuroscience“ in Orlando, Florida.

Für den weltweit ersten Versuch dieser Art hatten Tuszynski und dessen Mitarbeiter Armin Blesch den Patienten Bindegewebszellen (Fibroblasten) entnommen und diese mit der Erbinformation für einen Nervenwachstumsstoff ausgestattet.

Vor dem ersten Einsatz dieser Zellen bei menschlichen Patienten war die Technik erfolgreich an über 30 Rhesusaffen erprobt worden. Hier überlebten nach einer Hirnverletzung rund 70 Prozent jener Nervenzellen, die bei der Alzheimer-Krankheit degenerieren – gegenüber nur 25 Prozent bei unbehandelten Tieren.

In einer weiteren Versuchsreihe gelang es, bei älteren Affen die Dichte von Nervenzellen in der Hirnrinde wieder auf das gleiche Niveau zu bringen wie bei ihren jüngeren Artgenossen. Obwohl bei diesen Experimenten bis zu 20 Mal so viele Zellen transplantiert wurden wie später am Menschen, war es zu keinerlei Komplikationen gekommen, sagte Tuszynski in Orlando.

Dennoch hatte der Wissenschaftler seine ersten Patienten auf eine Reihe von Risiken aufmerksam gemacht. Nicht auszuschließen seien Hirnblutungen, Tumoren, Schmerzen und Gewichtsverluste, stand in den Papieren, auf denen die acht Freiwilligen ihr Einverständnis per Unterschrift dokumentierten. Die fünf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 53 und 76 Jahren befanden sich noch in einem Frühstadium der Krankheit.

Jeweils etwa elf Stunden dauerten die Eingriffe, bei denen der Neurochirurg Hoi Sang U die gentechnisch veränderten Fibroblasten mit einer feinen Hohlnadel an der Basis des Stirnlappens platzierte.

In zwei Fällen kam es zur Verletzung von Blutgefäßen, weil Patienten sich während des Eingriffs heftig bewegten. Sie waren im Gegensatz zu den Rhesusaffen nur örtlich betäubt worden und hatten ein Beruhigungsmittel erhalten. „Wir mussten vieles lernen“, kommentierte Tuszynski den „tragischen“ Tod des einen Patienten fünf Wochen nach der Operation.

Immerhin ergab die Obduktion des Verstorbenen, dass die neuen Zellen in der Tat den Nervenwachstumsfaktor produzierten. Allerdings stehen die Forscher nun vor dem großen Problem, die Sicherheit der Methode in den Griff zu bekommen.

Michael Simm[Orlando]

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