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Übeltäter: So tötet das Tollwut-Virus den Menschen

Die Tollwut ist tückisch. Es kann Monate dauern, bis sie ausbricht. Aber wenn es passiert, ist es schon zu spät. Kein Mittel hilft dann noch. Die Krankheit endet fast ausnahmslos tödlich.

Hinter der Infektion stecken Viren, deren zylinderartige Form an ein Geschoss erinnert und auf deren Oberfläche viele kleine Zacken sitzen. „Das sind Proteine, mit denen das Virus an Körperzellen andocken und in diese eindringen kann“, erklärt Christian Schönfeld vom Institut für Tropenmedizin der Charité. Insgesamt gibt es sieben sehr ähnliche Viren, die Tollwut auslösen können. Eine Impfung schützt sicher gegen alle. Für die Erkrankung beim Menschen ist meist das sogenannte Rabiesvirus verantwortlich.

Das Verheerende an den Tollwut-Viren ist, dass sie – anders, als etwa die Influenza-Viren, die die Atemwege befallen – neurotrop sind: Gezielt suchen die Eindringlinge Nervengewebe, um die dortigen Zellen für ihre Vermehrung zu nutzen. Dabei schädigen sie die Zellen und legen das unverzichtbare Informations- und Kontrollsystem des Körpers Schritt für Schritt lahm – bis man schließlich stirbt.

In bestimmten Tieren fühlen sich die Viren besonders wohl: vor allem in Füchsen und Hunden – das liegt wohl an deren Körpertemperatur. „In Vögeln ist es den Viren dagegen zu warm, in Schildkröten zu kalt“, sagt Schönfeld. Manche der Tollwut-Viren kommen auch besonders häufig bei Fledermäusen vor. Der Mensch ist eigentlich kein optimaler Wirt. Trotzdem können wir uns leider anstecken. Meist passiert das durch den Biss eines infizierten Hundes. „Es hat aber in Deutschland schon seit einigen Jahren keinen einzigen tollwütigen Hund oder Fuchs mehr gegeben“, sagt Schönfeld. Tatsächlich gilt die jahrtausendealte Krankheit in weiten Teilen Europas als ausgerottet. Wer aber etwa nach Indien oder Thailand reist, sollte eine Impfung in Betracht ziehen. Drei Impf-Dosen sind dafür nötig, jede kostet rund 60 Euro.

Wenn man ungeschützt von einem tollwütigen Tier gebissen wird, gelangt das Virus über den Speichel des Tiers in den menschlichen Körper und „sucht“ nun die nächstgelegenen Nervenenden. Bis die Viren dahin gelangt sind, braucht es allerdings Stunden, vielleicht auch Tage – Zeit, in denen eine Impfung noch immer helfen kann. Verloren ist der Kampf gegen die Tollwut erst, wenn die Viren in die Nerven vorgedrungen sind und mit der Nervenflüssigkeit langsam, aber unaufhaltsam in Richtung Hirn wandern. Wie lange dieser Weg dauert, hängt davon ab, wie nah die Wunde am Hirn liegt und, wie groß der infizierte Mensch ist. Ein Erwachsener mit einem Biss in der Wade kann noch Monate ohne Beschwerden leben. Im Hirn angekommen, vermehrt sich das Virus bevorzugt im Hippocampus. Dort sind etwa unsere Gefühle angesiedelt. Tollwut-Kranke sind deshalb oft aufgeregt und geistig verwirrt. Weil auch die Nerven, die zu den Muskeln führen, angegriffen werden, leidet die Koordination der Bewegungen. Es kommt zu Lähmungen.

Weil ein toter Wirt für das Virus nutzlos ist, wandert es in der letzten Phase wieder zurück in die Peripherie des Körpers, um sich weiter zu verbreiten – und findet sich dann etwa im Speichel. Deshalb ist dieser bei infizierten Tieren auch so gefährlich. Etwa zwei bis zehn Tage nach den ersten Krankheitssymptomen tritt der Tod ein.

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