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Gesundheit: Überwachung: Das elektronische Auge

Wenn Osama bin Laden ein Handy benutzen würde - er wäre relativ einfach zu orten. Auch falls der Terrorist im Internet neue Angriffsziele suchen oder mit seinen Komplizen per E-Mail kommunizieren würde: die Fahndungsagenten der Geheimdienste kämen ihm schnell auf die Spur.

Wenn Osama bin Laden ein Handy benutzen würde - er wäre relativ einfach zu orten. Auch falls der Terrorist im Internet neue Angriffsziele suchen oder mit seinen Komplizen per E-Mail kommunizieren würde: die Fahndungsagenten der Geheimdienste kämen ihm schnell auf die Spur.

Seit den 80er Jahren verfügen die USA über ein effektives, globales, elektronisches Abhörsystem. Es ist Teil des Spionagesystems aus der Zeit des Kalten Kriegs. Codename: "Echelon." Telefonate, Faxe, Telex, E-Mails - über das Echelon-System kann jegliche Form der Telekommunikation, die über Satelliten läuft, abgefangen werden. Überwacht werden: internationale und regionale Kommunikations-Satelliten, darüber hinaus auch Kabel und Mikrowellen-Türme.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotostrecke I: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Fotostrecke III: Rettungsarbeiten in New York Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Koordiniert wird Echelon von der geheimnisumwitterten National Security Agency (NSA), die ihre Zentrale auf einem 1600 Hektar großen Gelände der Militärbasis Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland hat. Ein drei Meter hoher Elektrozaun sichert das Gelände von der Außenwelt ab. Das Herz der NSA-Zentrale, das "Operations Building I", wird so hermetisch abgeschirmt, dass nicht einmal elektromagnetische Strahlung - das heißt: Information - entwischen kann.

Echelon beruht auf einer Vereinbarung der USA mit Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland. Da die Anlagen zur Überwachung von Satellitenkommunikation sehr groß sind und sich die Abhörantennen nur schwer verstecken lassen, sind die Standorte der Anlagen bekannt.

Sie erstrecken sich über die ganze Welt. Eine Station steht in Morwenstow im englischen Cornwall. Sie deckt Europa und den Atlantik ab. Nord- und Südamerika werden von einer US-Station in Sugar Crove überwacht, das 250 Kilometer südwestlich vom Weißen Haus in Washington D.C. liegt. Andere Stationen überwachen den Pazifik und Indischen Ozean. Auch im Bayerischen Bad Aibling steht eine Schlüsselstation.

Die schiere Menge an Daten, die bei den Geheimdiensten zusammenkommen, könnte von Menschenhand allein gar nicht ausgewertet werden. Computersysteme der "Künstlichen Intelligenz" (KI) bieten Hilfe. Eine KI, die bei Echelon zum Einsatz ist, nennt sich "Memex". Sie durchkämmt die Daten auf Schlüsselwörter - Namen von Personen, Firmen, Organisationen, ihre Adressen, Telefon- und Faxnummern.

Erst dieses Jahr hat die Forschungsabteilung des CIA (Central Intelligence Agency) das KI-Programm "Oasis" entwickelt, mit dem sich Töne in Text umwandeln lassen. Das Programm erkennt, ob der Sprecher am Telefon ein Mann oder eine Frau ist, kann unterschiedliche Gesprächsteilnehmer identifizieren und ist sogar in der Lage, englische Dialekte zu unterscheiden.

Eine große Herausforderung sind Fremdsprachen. Dazu verfügen die Geheimagenten der CIA über ein Sprachprogramm ("Fluent"), das Textdokumente übersetzen kann. Gibt man den Suchbegriff "Osama bin Laden" ein, erhält man alle Texte, die es dazu gibt, sei es in Arabisch, Russisch oder Chinesisch. Das Sprachprogramm ist in der Lage, eine grobe Übersetzung für die Vorauswahl der Textdokumente zu liefern. Für eine präzise Übersetzung ist dann immer noch menschliche Intelligenz gefragt.

Und dennoch: Ein Terrorist mit dem Kaliber von bin Laden wird seinen Aufenthalt wohl kaum durch den Gebrauch moderner Kommunikationsmittel verraten. Allerdings stehen den Geheimdiensten nicht nur Abhörsysteme zur Verfügung. Deshalb ist GPS (Global Positioning System) in diesem Falle nicht geeignet. Denn die satellitengestützte Ortung ist an ein spezielles Empfangsgerät gebunden. Dieser Empfänger müsste seine Position zudem an die Überwachungsstation weitergeben. Um Menschen auch in unwegsamem Gebiet aufzuspüren oder die Bewegung von Fahrzeugen zu registrieren, sind Beobachtungskameras auf Satelliten das geeignete Mittel.

Die Beobachtungsstationen, die um die Erde kreisen, können unterschiedliche Systeme an Bord haben. Entscheidend ist die Wellenlänge, auf die die Sensoren ansprechen. "Es gibt den sichtbaren Bereich, aber auch Infrarot- oder UV-Strahlen", sagt Hans-Joachim Massonne, Professor für Mineralogie und Kristallchemie an der Universität Stuttgart. Neuerdings seien sogar Radarsysteme im Gebrauch.

Entscheidendes Kriterium ist die Auflösung, die die in etwa 600 Kilometer Höhe kreisenden Satelliten liefern. Der technische Aufwand richtet sich auch nach der Aufgabenstellung. So reicht es Massonne zufolge für geographische Untersuchungen aus, eine Auflösung von 30 mal 30 Metern zu haben. Damit können Karten hergestellt werden, Reliefabbildungen der Erdoberläche etwa, die zeigen, wo Berge, Täler, Sand, Wälder oder Gewässer sind.

Wenn nötig, sind noch genauere Aufnahmen möglich. "Man kann sogar Gegenstände erkennen, die nur ein Meter mal ein Meter groß sind", sagt Massonne. Im militärischen Bereich gehe die Auflösung sogar noch weiter, ergänzt Stephan Roemer vom Institut für Luft- und Raumfahrt an der Technischen Universität Berlin. Bei Genauigkeiten von 30 mal 30 Zentimetern lasse sich jedes Auto erkennen. Auf diese Weise müssten Fahnder auch verdächtige Personen lokalisieren können, die etwa in den afghanischen Bergen unterwegs sind.

Wenn es allerdings um ganz spezielle Informationen geht, ist der nichtsichtbare Wellenlängenbereich gefragt. Infrarot registriert die Wärmeabstrahlung und kann so beispielsweise menschliche Körper entdecken, sogar Leichen, solange sie noch Wärme abgeben. Mit UV-Strahlen lässt sich auch die Vegetation des Gebiets erkunden.

Schwierig wird es, wenn die Sicht versperrt ist. Dann ist Radar gefragt. Mit Radarstrahlen kann man nicht nur durch Wolkendecken dringen, auch unter dichtbelaubte Bäume oder Sträucher lässt sich blicken. Sogar der Erdboden gibt bis in einige Meter Tiefe seine Geheimnisse preis. Radarwellen laufen über ERS-Satelliten (European Remote Sensing), eine ganze Serie europäischer Erdtrabanten.

Ein Problem des Radars ist seine relativ geringe Auflösung. Mit speziellen Methoden wird dieser Nachteil ausgeglichen. Die SAR-Methode (Synthetic Aperture Radar) etwa arbeitet mit räumlich getrennten Antennen. Mit seinem Hochauflösungsradar kann die SAR-Lupe auf zwei bis drei Meter genau Vorgänge auf der Erde erspähen.

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