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Gesundheit: Vitamincocktail für die Netzhaut

Neuer Therapie-Ansatz bei altersbedingter Erblindung

Wenn alte Menschen nicht mehr lesen, Auto fahren oder auch nur ohne Begleitung durch die Straßen gehen können, heißt der häufigste Grund dafür: Makuladegeneration. Veränderungen der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens unserer Netzhaut, sind altersbedingt. Augenärzte gehen sogar davon aus, dass jeder Mensch dadurch irgendwann eine Sehbehinderung erleiden würde – wenn er nur lange genug lebte. Im Laufe unseres Lebens häufen sich nämlich im Pigmentepithel, einer Zellschicht, die direkt unter der Netzhaut liegt, hartnäckige molekulare Ablagerungen. Es kommt zu Stoffwechselstörungen, die Makula wird angegriffen. Auch das Licht selbst scheint einen schädigenden Einfluss zu haben.

40 Prozent aller Erblindungen gehen auf das Konto der Störungen in der Makula. Im Frühstadium, von den Augenärzten als „trockene Form“ bezeichnet, kommt es zur Ablagerung von Stoffwechselprodukten und zur Veränderung des Gewebes. Später kann sich die gefürchtete „feuchte“ Form entwickeln, bei der sich Flüssigkeit, Fette und Blut in der kostbaren Netzhaut ablagern. Mit dem Laser oder anderen Behandlungsformen kann diese Form der Krankheit allenfalls zum Stillstand gebracht werden.

Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie mit 3600 Patienten geben nun Anlass zu neuer Hoffnung: Bei einer Gruppe von Studienteilnehmern, die die Vitamine C und E, Beta-Carotin, Zink und Kupfer in sehr hoher Dosierung einnahmen, verminderte sich das Risiko einer Verschlechterung um ein Viertel; das Risiko des Erblindens konnte um 19 Prozent gesenkt werden.

Der neue Hoffnungsschimmer wird eines der wichtigen Themen des 100. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft bilden, die am heutigen Donnerstag in Berlin beginnt. „Wir werden die Studienergebnisse auf unserer Tagung diskutieren und Empfehlungen für die Behandlung verabschieden“, kündigte deren Generalsekretär Anselm Kampik von der Universität München vorab an. Auf jeden Fall scheint es eine eng umschriebene Patientengruppe zu sein, die von dem Cocktail profitieren könnte. Der Studie zufolge hilft er nämlich weder zur Vorbeugung noch wenn das Sehvermögen bereits deutlich verschlechtert ist.

Kongresspräsidentin Gabriele Lang von der Uniklinik Ulm kann stolz auf die 145-jährige Geschichte der ältesten ärztlichen Fachgesellschaft der Welt verweisen. Berliner Größen wie Helmholtz und Graefe waren es, die mit der Erfindung und Einführung des Augenspiegels Mitte des 19. Jahrhunderts den diagnostischen Augen-Blick erst möglich machten. Adelheid Müller-Lissner

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